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Werkschließung: Leiser Abschied bei Karmann

Nach 44 Jahren schließt das Werk des Autozulieferers Karmann in Rheine. Danach wird nur noch am Hauptsitz in Osnabrück gefertigt.

Rheine - Der Abschied von Karmann ist einsam. Eigentlich sollten alle Mitarbeiter noch einmal zusammenkommen. Gewerkschafter und Betriebsrat hatten sich das gewünscht, als symbolischen Abschied. Aber nur fünf Menschen sind an diesem kalten Montag vor dem Werk des Autozulieferers in Rheine erschienen. Sie stehen frierend im Schnee, bei Kaffee und Weihnachtsplätzchen. Zum Jahresende ist Schluss, nach 44 Jahren schließt das Werk für immer. Dann will Karmann nur noch am Hauptsitz in Osnabrück mit einer Rumpfmannschaft fertigen.

Das Unternehmen war in den letzten Jahren in Schwierigkeiten geraten: Nachdem Karmann jahrzehntelang für andere Hersteller wie VW, BMW, Ford oder Mercedes vor allem Nischenmodelle wie Cabrios gebaut hatte, waren plötzlich die Aufträge ausgeblieben. Für das Werk in Rheine bedeutete das: 900 Arbeitsplätze fielen weg. Im April meldete das gesamte Unternehmen Insolvenz an.

„Der Betrieb ist langsam ausgeblutet“, sagt Christian Klumps. Der 39-Jährige ist einer der wenigen, die bei minus zwei Grad unter dem Zeltpavillon vor dem Werkseingang stehen. Neun Jahre hat er für Karmann in Rheine gearbeitet: in der Fertigungsmontage, im Rohbau, bei der Dachzulieferung. Von vielen Kollegen habe er sich in den vergangenen Monaten nach und nach verabschieden müssen. „Viele haben immer noch keine Arbeit. Das ist das reinste Trauerspiel.“

Zwar will VW nach der Übernahme von Karmann in Osnabrück in zwei Jahren wieder Autos produzieren. Bis 2014 sollen 1000 Jobs entstehen. Doch Betriebsratschef Ulrich Wengel sieht nur für jüngere Kollegen eine Zukunft. „Wenn man 40 oder 50 Jahre alt ist, sehen die Chancen nicht mehr so rosig aus.“ Er könne verstehen, dass am letzten Tag nur wenige Beschäftigte den Weg zum Werkstor gefunden haben. „Wir krebsen seit mehr als zwei Jahren hier herum. Einige sind jetzt einfach froh, dass es vorbei ist.“ dpa

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