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Wirtschaft: Wertpapierabwicklung: Die Banken wollen sparen

Europa wächst zusammen - nur in der Wertpapierabwicklung herrscht noch Kleinstaaterei und Systemvielfalt. Banken, Großinvestoren und Privatanleger können ein Lied davon singen: Der Kauf ausländischer Aktien ist in Deutschland immer noch eine teure Angelegenheit.

Europa wächst zusammen - nur in der Wertpapierabwicklung herrscht noch Kleinstaaterei und Systemvielfalt. Banken, Großinvestoren und Privatanleger können ein Lied davon singen: Der Kauf ausländischer Aktien ist in Deutschland immer noch eine teure Angelegenheit. Die Großbanken drängen jetzt auf Kosteneinsparungen, um im sich verschärfenden Wettbewerb bestehen zu können. Sie fordern eine effizientere Abwicklung in Europa, damit der Kauf und Verkauf von Wertpapieren reibungsloser laufen kann.

"Die Abwicklung bei grenzüberschreitenden Transaktionen muss schneller, einfacher, billiger und sicherer ablaufen", sagt Burkhard Gutzeit, Chairman der Credit Suisse First Boston AG (CSFBAG) in Frankfurt. Neben hohen Kosten verursache das heutige System hohe Risiken angesichts eines gewaltigen, vielfach mit Fehlern behafteten Transaktionsvolumens. Auch der Chef der Deutschen Bank, Rolf Breuer, hatte unlängst erklärt: Alle Marktteilnehmer hätten inzwischen eingesehen, dass es zu Verbesserungen kommen müsse.

Als Vorbild für Europa nennen Gutzeit und Jürgen Rebouillon, Vorstandsmitglied der CSFBAG, die USA. Wie sie im Gespräch mit dem Handelsblatt betonen, ist zwar die Abrechnung nationaler Wertpapiergeschäfte in Deutschland und der Schweiz ähnlich gut wie jenseits des Atlantiks. Grenzüberschreitende Transaktionen seien in Europa aber etwa zehnmal so teuer wie im ähnlich großen Wirtschaftsraum USA. Zudem passierten viele Fehler. Während beim Handel mit deutschen Wertpapieren nur etwa ein Prozent der Transaktionen nicht termingerecht abgewickelt würden, betrage die Fehlrate im grenzüberschreitenden Geschäft immerhin 20 Prozent. Anders ausgedrückt: das grenzüberschreitende Geschäft repräsentiere nur zehn bis 15 Prozent des Gesamtgeschäfts, sei aber für 75 Prozent der Abwicklungsfehler verantwortlich. Die Fehler verursachten Kosten von rund einer Milliarde Euro und könnten sich in wenigen Jahren verdreifachen. Die USA haben aber auch künftig Kostenvorteile. Dort ist das Handelsvolumen bei Aktien erheblich höher, was den Aufwand je Transaktion drückt.

Dass jetzt verstärkt über eine paneuropäische Lösung diskutiert wird, führt Gutzeit auf den Druck der US-Banken zurück. "Es ist leider so, dass die Dinge nur in Bewegung kommen, wenn die Amerikaner damit anfangen." In Europa drängen die Banken über den Lobbyverband European Securities Forum (ESF) auf eine Fusion der führenden europäischen Abwicklungshäuser Clearstream und Euroclear. Unabhängig davon arbeiten etwa 80 Banken an einem "Transaction Flow Manager" (TFM), der die Akteure grenzüberschreitender Transaktionen miteinander vernetzen und damit die Abrechnungs-Qualität steigern soll.

pot, rob

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