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Wertpapiere: Hohe Dividende ärgert Pro-Sieben-Aktionäre

Pro Sieben Sat 1 ist offenbar der klassische Fall eines Unternehmens, das von Finanzinvestoren ausgeschlachtet wird. Sie kassieren eine Dividende von 270 Millionen Euro.

Aktionärsschützer wie die der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) gelten als notorische Verfechter hoher Dividenden. Insofern war es beachtlich, was Daniela Bergdolt von der DSW zur Hauptversammlung des Münchner TV-Konzerns Pro Sieben Sat 1 zu sagen hatte. „Ich kann nicht verstehen, dass Dividende ausgeschüttet wird“, kritisierte sie vor erzürnten Miteignern. Denn bezahlt werde das nach dem Gewinneinbruch aus der Substanz. Pro Sieben Sat 1 sei der klassische Fall eines Unternehmens, das von Finanzinvestoren ausgeschlachtet wird.

Die Schelte trifft die Private-Equity-Firmen KKR und Permira, die Deutschlands größten TV-Konzern 2006 mehrheitlich übernommen hatten. Voriges Jahr inszenierte das Duo einen Kauf der ebenfalls von ihm kontrollierten TV-Gruppe SBS durch Pro Sieben Sat 1 auf Pump. Nun belasten die Münchner beunruhigend hohe Schulden von 3,4 Milliarden Euro.

Aber auch der jüngste Kurssturz und das 2007 vom Kartellamt verhängte Bußgeld von 120 Millionen Euro seien im negativen Sinn rekordverdächtig, kritisierten Kleinaktionäre. Im krassen Widerspruch dazu stünde die „maßlose“ Dividende von 270 Millionen Euro, die sich KKR und Permira nun genehmigen. Das sei das Dreifache des Vorjahresgewinns.

Bei Pro Sieben Sat 1 verfahre Permira ähnlich wie bei Hugo Boss. Der Modekonzern sei ebenfalls von Großaktionär Permira zu dessen Schaden ausgebeutet worden. Der Griff in die Kassen erfolge zudem in einer kritischen Lage und ohne erkennbare Zukunftsstrategie.

Rosig ist die Situation der Münchner in der Tat nicht. Ein vom Kartellamt verlangtes neues TV-Werbezeitenmodell erwies sich als geschäftlicher Flop. Im ersten Quartal 2008 rutschte Pro Sieben Sat 1 in die roten Zahlen. Schon 2007 brachte wegen der Kartellstrafe und schwindenden Quoten bei Sat 1 Gewinneinbrüche. Die Aktie, die 2007 noch mehr als 30 Euro wert war, notiert heute unter neun Euro. Vom Markt habe man keinen Schub zu erwarten, räumte Konzernchef Guillaume de Posch ein. Die Aktionäre, die nur stimmrechtslose Vorzugspapiere halten, gaben ihm die schlechteste Note: „Setzen, sechs“, lautete ihr Urteil. tmh

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