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Wirtschaft: WestLB: Ermittlungen vor dem Ende

Das Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder der Westdeutschen Landesbank (WestLB) wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung steht laut WestLB-Vorstandschefs, Friedel Neuber, kurz vor dem Abschluss. Das Institut zahle knapp 17 Millionen Mark für die Einstellung des Verfahrens.

Das Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter und Vorstandsmitglieder der Westdeutschen Landesbank (WestLB) wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung steht laut WestLB-Vorstandschefs, Friedel Neuber, kurz vor dem Abschluss. Das Institut zahle knapp 17 Millionen Mark für die Einstellung des Verfahrens. Der für die Wertpapierabwicklung zuständige Vorstand Rudolf Holdijk habe ebenso wie zwei WestLB-Direktoren einen Strafbefehl akzeptiert. Der 54-jährige Holdijk sei aus dem Vorstand ausgeschieden. Durch diese Schritte könne die für die Bank "belastende und schädigenden öffentlichen Diskussion" beendet werden, hofft Neuber.

Staatsanwaltschaft zieht Schlusstrich

Das Amtsgericht Düsseldorf ermittelt seit viereinhalb Jahren wegen Überweisungen von Kundengeldern nach Luxemburg und in die Schweiz. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf bestätigte, sie prüfe die Möglichkeiten zu einer umfassenden Beendigung des Verfahrens. Eine schriftliche Erklärung des WestLB-Vorstandes erscheine als Grundlage für einen Abschluss der Ermittlungen geeignet. Im Streit mit der EU-Kommission um die strittigen Haftungsgrundlagen für öffentliche Banken setzt die Düsseldorfer Landesbank weiter auf ihr im Herbst 2000 präsentierte sogenannte "Mutter-Tochter-Modell". Es sieht eine Trennung zwischen Wettbewerbsgeschäft und öffentlichen Aufgaben vor. Das Konzept sei "kompatibel" mit dem Lösungsvorschlag von Sparkassenorganisation und Bundesregierung, dem so genannten Plattformmodell, betonte Neuber. Dieser Ansatz sieht eine Abschaffung der strittigen Gewährträgerhaftung und eine Modifizierung der Anstaltslast bei Sparkassen und Landesbanken vor.

Kritik wird in Sparkassenkreisen immer wieder an der im Mutter-Tochter-Modell vorgesehenen Patronatserklärung der öffentlicher Mutter für die WestLB AG laut, zuletzt vom Präsidenten des Westfälisch Lippischen Sparkassen- und Giroverbandes (WLSGV), Rolf Gerlach. Seiner Ansicht nach wird Brüssel der Patronatserklärung nicht zustimmen. Der WLSGV ist einer von fünf Gewährträgern der WestLB, neben dem Land NRW, dem rheinischen Sparkassenverband und den Landschaftsverbänden im Rheinland und Westfalen-Lippe. Den gescheiterten Versuch die WPS-Bank als gemeinsames Wertpapierhaus der Sparkassenorganisation zu installieren hat die WestLB teuer bezahlt. Die Anlaufverluste hätten 125 Millionen Euro, die Kosten für die Neuausrichtung 116 Millionen Euro betragen, sagte WestLB-Vorstand Adolf Franke. Die Gesamtkosten von 241 Millionen Euro seien im Jahresabschluss 2000 verarbeitet.

Eigenkapitalrendite geht zurück

Die Kosten für die WPS-Bank haben sich negativ auf die Eigenkapitalrendite der WestLB ausgewirkt. Sie sank in 2000 von 12,5 Prozent auf 11,4 Prozent. Ohne das WPS-Engagement hätte sie 13 Prozent betragen. Weiter verschlechtert hat sich auch die Aufwands-Ertrags-Relation (Cost-Income-Ratio), von 75 Prozent auf 77 Prozent. Trotz des Negativtrends hält die Bank an ihren bereits 2000 formulierten Zielen fest: Die Eigentkapitrendite soll in 2002 15 bis 18 Prozent betragen, die Aufwands-Ertrags-Relation 65 Prozent. Spekulationen um einen Einstieg der WestLB bei der angeschlagenen Bankgesellschaft Berlin erteilte Neuber eine klare Absage: "Die Bankgesellschaft Berlin hat uns noch nie interessiert."

Im ersten Quartal 2001 stieg im Konzern das Betriebsergebnis einschließlich Risikovorsorge und Bewertung um 2,8 Prozent gegenüber dem anteiligen Vorjahreswert. Das Ergebnis 2000 bewertete Neuber als "zufriedenstellend". Der Jahresüberschuss stieg um 14 Prozent auf 497 Millionen Euro. Die Bilanzsumme wuchs geringfügig um 1,6 Prozent auf Millionen Euro.

Die Düsseldorfer haben vergangenes Jahr ihre traditionelle Abhängigkeit vom Zinsgeschäft weiter reduziert: Provisions- und Handelsüberschuss betrugen zusammen 70 Prozent des Zinsergebnisses. In den Vorjahren habe die Relation zwischen 30 und 40 Prozent geschwankt, sagte Neuber, der Anfang September sein Amt an seinen Vorstandskollegen Jürgen Sengera abgibt. Als neuen Vorstand hat die Bank Andreas Seibert (53) berufen. Er wird unter anderem zuständig sein für Spezialfinanzierung und Corporate Finance.

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