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Wirtschaft: Wie Bauern und die Grüne Woche auf die Vogelgrippe reagieren

Berlin/Düsseldorf - Die deutschen Landwirte und Geflügelbauern sehen sich gegen mögliche Vogelgrippe-Fälle gut gewappnet. „Es wird alles Erdenkliche getan“, sagte Brigitte Wenzel, die beim Deutschen Bauernverband (DBV) für Tiergesundheit zuständig ist, dem Tagesspiegel.

Berlin/Düsseldorf - Die deutschen Landwirte und Geflügelbauern sehen sich gegen mögliche Vogelgrippe-Fälle gut gewappnet. „Es wird alles Erdenkliche getan“, sagte Brigitte Wenzel, die beim Deutschen Bauernverband (DBV) für Tiergesundheit zuständig ist, dem Tagesspiegel. „Bei Verdacht muss schnell gehandelt und vom schlimmsten Fall ausgegangen werden.“ Auch der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) hebt vorhandene Sicherheitsmaßnahmen hervor. „Wir leben mit der Vogelgrippe schon seit Ende der 90er“, sagte ZDG-Sprecher Thomas Janning. „Unsere Betriebe sind extrem sensibilisiert.“ Die Geflügelbauern würden bereits seit mehreren Jahren Hygienerichtlinien einhalten. Dazu gehörten zum Beispiel Drahtgitter vor Fenstern und Stallöffnungen sowie Desinfektionswannen an den Stalleingängen. Der Zutritt zu Höfen, auf denen Geflügel gehalten wird, sei meist auf Mitarbeiter und Tierärzte beschränkt.

Sollte in Deutschland ein Verdacht von Vogelgrippe auftreten, würden der Bestand gesperrt und die Tiere getötet, erklärte DBV-Expertin Wenzel. Im Umkreis von drei Kilometern werde ein Sperrbezirk errichtet, den niemand unkontrolliert betreten oder verlassen könne. „Wer in so einem Sperrbezirk wohnt, kann in der Regel auch zur Arbeit fahren, wird aber kontrolliert.“ Kontakte zu anderen Höfen oder Lieferanten würden zurückverfolgt und die Betriebe beobachtet. Zudem werde ein zweiter Kreis im Durchmesser von zehn Kilometern um den betroffenen Hof gezogen, dessen Zufahrtswege kontrolliert würden. „Wenn ein ernster Verdacht besteht, wird das betroffene Tier vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit untersucht“, sagte Wenzel. „Innerhalb von 24 Stunden haben Sie dann in der Regel die Ergebnisse.“

Kurz vor Beginn der Grünen Woche in Berlin versuchten Vertreter der Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie die Verbraucher zu beruhigen. Die Vogelgrippe lasse sich bisher nicht über kontaminierte Lebensmittel auf den Menschen übertragen, betonte Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). „Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche, bei normaler Küchenhygiene ist sie kein Problem für den Menschen.“

Auch die Vorsitzende des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände, Edda Müller, gab Entwarnung. „Es gibt für die Verbraucher keinen unmittelbaren Anlass zur Besorgnis“, sagte sie dem Tagesspiegel. Es gebe keinen Grund dafür, jetzt auf Geflügelfleisch zu verzichten. Allerdings sollte man möglichst einheimisches Fleisch kaufen und dieses vor dem Verzehr kochen. Keine Gefahr für die deutschen Verbraucher sieht auch Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde. Er befürchtet aber, dass sich die Kunden künftig aus Angst beim Lebensmittelkauf zurückhalten könnten. „Das ist ein emotionales Problem“, sagte Horst. „Wir müssen Konsumrückgänge befürchten.“ ZDG-Sprecher Janning kann diese bisher aber noch nicht erkennen. „Wenn sich die Vogelgrippe in Deutschland ausbreiten sollte, hätte das allerdings dramatische wirtschaftliche Konsequenzen.“

Die größte Gefahr geht nach Ansicht der meisten Experten dabei von illegal eingeführten Geflügelteilen aus der Türkei oder anderen Regionen aus. Die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen, Bärbel Höhn, sagte dem Tagesspiegel, auch die türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Deutschland müssten informiert werden, dass sie kein Geflügel mehr mitbringen dürften. „Es muss vor allem darauf geachtet werden, dass keine illegal eingeführten Geflügelteile aus der Region nach Deutschland kommen“, sagte Höhn. „Das geht nur durch Kontrollen an Flughäfen und in Reisebussen.“ Auch der DBV forderte strengere Kontrollen.

Stefan Kaiser, Flora Wisdorff

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