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Wirtschaft: Wie finanziert man Opernhäuser?: Deutschland ist noch immer das Land der Staatskultur

Die Hauptstadt trägt wieder einmal die rote Laterne. Nirgendwo in Deutschland ist das Sponsorship von Kultureinrichtungen durch private Mäzene oder Unternehmen so unterentwickelt wie hier.

Von Antje Sirleschtov

Die Hauptstadt trägt wieder einmal die rote Laterne. Nirgendwo in Deutschland ist das Sponsorship von Kultureinrichtungen durch private Mäzene oder Unternehmen so unterentwickelt wie hier. Die Zahl der Stiftungen, die sich der Finanzierung von Kultureinrichtungen verschrieben haben, ist beredter Beleg dafür: In Bayern zählt man beinahe 2000, in Hamburg sind es fast 700. Berlin geizt mit 370 Stiftungen, die die Kultur der Hauptstadt unterstützen.

Doch auch außerhalb Berlins ist Deutschland noch immer das Land der Staatskultur. Rund 17 Milliarden Mark an öffentlichen Zuschüssen fließen in Kultureinrichtungen. Rund 310 Mark geben Bund, Länder und Kommunen im Schnitt für jeden Opernplatz jährlich aus. Nur ein Bruchteil dessen, rund 500 Millionen Mark, schießen Bürger und Unternehmer pro Jahr als direkte Sponsorbeiträge den Opern, Theatern und Galerien des Landes zu. Zu wenig angesichts der brach liegenden Möglichkeiten, finanziell klamme Opernhäuser und Theaterbühnen zu unterstützen.

Von den rund 56 Milliarden Mark, die deutsche Unternehmen 1997 in ihre Werbeetats gesteckt haben, flossen gerade magere 3,5 Milliarden, also nicht einmal zehn Prozent, in den Kulturbetrieb. Und nur einen Teil davon hielten sie für Bühnen, Museen und Bildende Kunst bereit. Dabei profitiert auch die deutsche Wirtschaft vom Glanz des Kulturstandortes. Wie sehr, hat eine Untersuchung in Dresden gezeigt: Ohne Semperoper, Zwinger und "Grünes Gewölbe" entgingen den Dresdnern allein 350 Millionen Mark jährlich durch ausbleibende Touristen. Hotelpreise würden um 15 Prozent sinken, Arbeitsplätze fehlten und das Lohnniveau der gesamten regionalen Wirtschaft würde sinken. Nutzenverlust allein für die Unternehmen im Elbflorenz: eine Milliarde Mark.

Für die Intendaten würde es sich lohnen, gerade die regionale Wirtschaft - Handwerker, Betreiber von Pensionen und Mittelständler - anzusprechen. Schon jetzt fließen rund 80 Prozent der Kulturfinanzierungen der 500 größten Unternehmen hier zu Lande in Opern, Theater und Museen, die eng an den eigenen Standort gebunden sind. Brach liegen aber auch die Vermögen der Privatpersonen. Bei schätzungsweise 300 Milliarden Mark, die in den kommenden zehn Jahren in Deutschland vererbt werden, müssten Kulturmanager eigentlich reihenweise zu Wegelagerern an den Türen deutscher Banken werden.

Unbegründet scheint dabei die Angst von Künstlern und Kulturmanagern, dass private Sponsorgelder die künstlerische Freiheit beschneiden könnte. Umfragen unter Theatergästen zeigen, dass mehr als 90 Prozent nicht nur den Auftritt sondern auch die Wirkung der Sponsoren im Kunstbetrieb für akzeptabel halten. Der deutsche Kulturbetrieb muss sich den Geldern nur öffnen.

"Es genügt nicht", sagt der Berliner Unternehmer Peter Dussmann, "die Leute einfach einmal im Jahr um einen Scheck zu bitten." Regelmäßige Informationen, Feierlichkeiten und Händeschütteln mit Prominenten gehört ebenso zum Fundraising. Künstler mit Engagements auf der ganzen Welt sind solchen Events längst aufgeschlossener als man hier zu Lande denkt.

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