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Neuer Wind muss rein. Der dänische Windkraftkonzern Vestas will kräftig umstrukturieren. 2011 konnte er seine Gewinnprognose nicht halten.

© picture alliance / dpa

Wie man Anleger schockt: Windkraftkonzern Vestas korrigiert Gewinnprognosen

Der Vorstandschef des weltgrößten Windkraftkonzerns Vestas, Ditlev Engel, bekommt die Probleme in seinem Unternehmen nur schwer in den Griff. Bereits zum zweiten Mal muss er die Umsatz- und Gewinnprognose für das vergangene Geschäftsjahr senken.

Engel erwartet für das Jahr 2011 keinen operativen Gewinn mehr (Ebit). Anfang des Jahres versprach er noch einen Gewinn vor Steuern und Zinsen in Höhe von 490 Millionen Euro. Anfang November dann musste er diese Einschätzung korrigieren, auf 255 Millionen Euro fast halbieren. Und jetzt bleibt nur noch eine Null übrig. Gleichzeitig kürzte Engel die Umsatzprognose von 6,4 auf sechs Milliarden Euro.

Der Konzernchef begründet die erneute Gewinnwarnung damit, dass sich Zahlungen für Großaufträge in das erste Quartal 2012 verschoben hätten. Außerdem seien die Kosten für die Entwicklung der neuen Drei–Megawatt-Turbine „höher ausgefallen, als bisher erwartet“.

Die Börse reagierte mit Unverständnis und ließ die Aktie am Morgen um 21 Prozent auf 7,57 Euro abstürzen und erholte sich später nur minimal. „Wir sind sehr überrascht, dass Vestas seine Prognose schon wieder korrigieren muss“, sagte Sebastian Growe, Analyst der Commerzbank in Frankfurt. Der Börsenwert von Vestas ist seit 2008 um 90 Prozent auf nur noch 1,6 Milliarden Euro geschrumpft.

Der Druck auf Vestas-Chef Engel wächst. Bereits Anfang November hatte er angekündigt, dass er den Konzern umbauen werde, um Kosten- und Wachstumsprobleme zu lösen. „Wir werden unsere Struktur mehr auf die Kunden und auf mehr Flexibilität in den Märkten ausrichten“, sagte Engel.

Was genau das heißt, verriet er nicht. Aufklärung versprach er für den 8. Februar dieses Jahres, wenn Vestas seine Jahreszahlen vorlegt. Doch bis dahin kann er wohl nicht mehr warten, wenn er das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen will. Inzwischen korrigierte er sich darum auch in dieser Hinsicht. Er werde Details seiner Umbaupläne schon am 12. Januar verkünden, hieß es nun.

„Wir erwarten, dass Vestas versuchen wird, seine Produktionskosten deutlich zu senken“, sagte Commerzbank-Analyst Growe. Denkbar sei, „dass Engel die Fertigung zum Teil vom Hochlohnland Dänemark in die Hauptabsatzmärkte verlegt“. Und Manuel Herold von Unicredit erwartet, dass sich Vestas „international mehr auf margenstarke Märkte konzentrieren wird“.

Denn Zulieferer aus Asien drängen ins Geschäft. Bereits heute stammen acht der zehn größten Zulieferer von Gussteilen für Windturbinen aus asiatischen Ländern. Gleichzeitig erwarten die Experten von Roland Berger, dass die Windenergiebranche in den kommenden Jahren langsamer wächst. Sie rechnen mit einer Konsolidierung des Marktes.

Die drei großen chinesischen Windstromkonzerne Dongfang, Sinovel und Goldwind haben ihren Marktanteil seit 2008 von zusammen elf auf 28 Prozent bis Ende 2010 gesteigert, so haben es die Volkswirte bei Roland Berger ausgerechnet. Der Marktanteil der Nummer eins, Vestas, ist in dieser Zeit von 28 auf zwölf Prozent geschmolzen.

Gleichzeitig investieren Schwergewichte wie der US-Konzern General Electric oder Siemens massiv in den Markt der Windenergie. Da wird es für kleinere Unternehmen immer schwieriger, mit der geballten Finanzkraft der großen Akteure mitzuhalten. Selbst der Marktführer Vestas ist im Vergleich zu den Elektronikriesen klein.

Georg Weishaupt

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