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Wirtschaft: Wie viel Toilettenpapier braucht der Mensch? Oder: Warum Aldi und Lidl klassische Supermärkte abhängen

(ro). 32 verschiedene Sorten Toilettenpapier: trocken oder feucht, zwei, drei- oder vierlagig, mit zwei, acht oder zehn Rollen, in vier, sechs, zehn Farben.

(ro). 32 verschiedene Sorten Toilettenpapier: trocken oder feucht, zwei, drei- oder vierlagig, mit zwei, acht oder zehn Rollen, in vier, sechs, zehn Farben. Dieses satte Sortiment findet sich in einem Edeka-Supermarkt. Bei Aldi um die Ecke sieht es ganz anders aus: Gerade mal zwei Sorten stehen da im Regal. Trotzdem macht Aldi die besseren Geschäfte: Der Aldi-Marktanteil bei Toilettenpapier liegt bei 27 Prozent. Davon ist Edeka weit entfernt.

Das ist nur ein Beispiel aus einer jetzt in Frankfurt vorgestellten Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Ergebnis: Discounter wie Aldi, Lidl und Co haben den traditionellen Supermärkten den Rang abgelaufen und setzen die Standards. Und dies nicht nur bei den Preisen. Die Kunden fänden dort alles, was sie brauchen. Das Geheimnis des Erfolgs: Aldi und Lidl leisten sich ein streng kalkuliertes schmales Sortiment – mit dem sie pro Quadratmeter Ladenfläche ein Vielfaches dessen umsetzen, was der traditionelle Einzelhandel schafft.

Für McKinsey steht damit fest: Die Geheimniskrämer-Unternehmen Aldi und Lidl, von denen man weder Zahlen noch Strategie erfährt, verändern den traditionellen Lebensmittelhandel viel grundlegender als bisher angenommen. „Die Supermärkte müssen sich daran orientieren“, sagte McKinsey-Experte Michael Kliger. „Nur dann haben sie die Möglichkeit, mit ihren eigenen Stärken Marktanteile zurückzugewinnen.“ Kleinere Sortimente und übersichtliche Regale setzen nach Ansicht Kligers Maßstäbe, an denen der traditionelle Handel nicht vorbeikommt.

Die Supermärkte müssen schnell reagieren, wollen sie nicht noch mehr Boden verlieren, meint McKinsey: Durch klare Differenzierung zwischen Preisgruppen, aggressivere Werbung und eine Durchforstung des Sortiments. „Der Supermarkt sollte nur noch dort eine große Auswahl anbieten, wo es der Kunde honoriert“, sagt Kliger. Und bequemer müsse der Einkauf werden.

Aldi konnte in Europa beim Umsatz seit 1998 jährlich um 7,8 Prozent zulegen, der schärfste Konkurrent Lidl sogar um 15 Prozent. Genaue Geschäftszahlen nennen die Albrecht-Brüder (Aldi) oder Dieter Schwarz (Lidl) aber nicht. Besonders in Sachen Effektivität sind die Discounter nach der Studie von McKinsey unschlagbar. Pro Artikel mache Aldi in jeder Filiale einen zehn Mal höheren Umsatz. Für das Personal geben die Billigketten über die Hälfte weniger aus als die Supermärkte. Wie die McKinsey-Leute das herausgefunden haben? Sie haben sich in die Läden gestellt und mitgezählt.

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