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Staatlich ins W-Lan. Wer öffentlich im Netz surfen will muss in Kuba erst mal ein Konto eröffnen.

© AFP

Wifi in Havanna: Kuba wird drahtlos

Kuba öffnet sich - auch dem Internet. In 16 Städten des Landes gibt es ab sofort drahtlosen Zugang an öffentlichen Plätzen. Umsonst ist das Vergnügen aber nicht.

Das kubanische Tauwetter geht weiter. Seit vergangenem Donnerstag können die Einwohner des autoritär regierten Inselstaats an 35 öffentlichen Plätzen ins drahtlose Internet. Die neu installierten Wlan-Hotspots verteilen sich auf insgesamt 16 Städte.

Am Tag der Freischaltung versammelten sich rund einhundert Menschen in der Hauptstadt Havanna in der Nähe des Hotels Habana Libre um mit ihren Smartphones, Laptops und Tablets online zu gehen.
Im sozialistischen Kuba ist es Privatpersonen bislang weitgehend verboten, einen eigenen Internetzugang zu besitzen. Für bestimmte Berufsgruppen wie Journalisten und Ärzte gibt es aber Ausnahmen. Kuba gilt als eines der am schlechtesten an das Internet angeschlossenen Länder weltweit. Laut der Internationalen Fernmeldeunion hatten 2013 nur 3,4 Prozent der kubanischen Haushalte einen Internet-Zugang.

Die Bespitzelung der Bürger ist an der Tagesordnung

Die Neuerung ist nicht ohne Risiko. So müssen sich die Internet-User für die Nutzung des Wlans ein Konto bei der staatlichen Kommunikationsfirma Etecsa zulegen. In einem Staat, in dem die Bespitzelung der Bürger an der Tagesordnung ist, stellt dies ein weiteres potenzielles Instrument zur Kommunikationsüberwachung dar.

Dennoch: Die Maßnahme ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Demokratisierung. Bisher fiel Kuba in Sachen Internet eher negativ auf, etwa durch Zensur und die Drangsalierung regierungskritischer Blogger. Auch der Preis von zwei Dollar pro Stunde für die Nutzung ermöglicht den Zugang für eine breitere Bevölkerungsschicht. In den seit 2013 eröffneten 150 Internetcafés ist der Preis doppelt so hoch. Das monatliche Durchschnittseinkommen der Kubaner liegt bei zwanzig Dollar.

Kuba öffnet sich

In dieser Woche hatte die US-Regierung angekündigt, wieder diplomatische Beziehungen zu der Karibik-Insel aufzunehmen. Zudem forderte Präsident Obama den US- Kongress auf, auch das Wirtschaftsembargo aufzuheben. Außerdem wurde Kuba offiziell von der Terror-Liste gestrichen. Die Annäherung zwischen den beiden Staaten, die sich seit 50 Jahren praktisch im Kalten Krieg befinden, wurden im Dezember vergangenen Jahres eingeleitet. Nun können sich US-Amerikaner und Kubaner auch virtuell näher kommen. Präsident Raúl Castro hat angekündigt, dass bis 2020 alle Kubaner Zugang zum Internet haben sollen.

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