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Wirtschaft: Wim Duisenberg: EZB-Präsident trotz Kritik optimistisch

Trotz der rasanten Talfahrt des Euros hat EZB-Präsident Wim Duisenberg die bisherige Arbeit seiner Institution als Erfolg gewertet. Der oberste Euro-Währungshüter bekräftigte am Donnerstag in Paris nach einer Sitzung des Rates, die Gemeinschaftswährung sei unterbewertet.

Trotz der rasanten Talfahrt des Euros hat EZB-Präsident Wim Duisenberg die bisherige Arbeit seiner Institution als Erfolg gewertet. Der oberste Euro-Währungshüter bekräftigte am Donnerstag in Paris nach einer Sitzung des Rates, die Gemeinschaftswährung sei unterbewertet. Die Wirtschaft im Euro-Raum stehe so gut da, wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Der Rat erhöhte erwartungsgemäß die Zinsen nicht. Duisenberg nahm auch Stellung zu der Kritik an seinen Äußerungen über Interventionen.

Er habe zur Kenntnis genommen, dass er mit seinen jüngsten Bemerkungen kritische Kommentare hervorgerufen habe, erklärte Duisenberg. In der Folge habe er viele Ratschläge bekommen. "Ich ziehe daraus meine Schlussfolgerungen." Auf die Frage, ob er den Eindruck habe, dass er seine Arbeit gut mache, sagte er: "Ja." Mit "Nein" beantwortete er hingegen die Frage, ob unter den Ratschlägen auch einer gewesen sei, zurückzutreten. Auch die jüngste Inflationsentwicklung - die Inflationsrate in der Eurozone ist im September auf 2,8 Prozent nach 2,3 Prozent im August gestiegen - ändere nichts an der Einschätzung, dass es gegenwärtig eine "lange Periode robusten wirtschaftlichen Wachstums" gebe, sagte Duisenberg. Für 2000 sei ein Wachstum von über drei Prozent zu erwarten. Das gelte auch für das kommende Jahr und vielleicht darüber hinaus.

Vor den Ausführungen des EZB-Präsidenten sprach der Chef der französischen Notenbank, Jean-Claude Trichet, Duisenberg im Namen der EZB das Vertrauen aus. Trichet, Mitglied im EZB-Rat, sagte: "Wir sind ein einiges Team und tragen gemeinsam Verantwortung." Duisenberg war in den vergangenen Tagen in die Kritik geraten, weil er in einem Interview eine Intervention zu Gunsten des Euros für den Fall ausgeschlossen hatte, dass die europäische Einheitswährung durch die Krise im Nahen Osten erneut unter starken Druck geraten sollte.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, Manfred Weber, sagte im Deutschlandradio, die Äußerungen Duisenberg seien "keine Glanzleistung der Kommunikation" gewesen. Der EZB-Präsident habe nur auf eine hypothetische Frage reagiert, meinte Weber. In der etwas labilen Situation auf den Märkten würde die Marktteilnehmer nach jedem Strohhalm greifen. "Dies zeigt, dass manchmal ein bisschen Zurückhaltung besser ist", sagte Weber. Der Chefvolkswirt der Hypo-Vereinsbank, Martin Hüfner, erwartet ohne weitere Stützungskäufe der EZB einen weiteren Kursverfall des Euros. Er sagte im "Saarländischen Rundfunk", er rechne "ganz sicher" mit weiteren Interventionen zu Gunsten der europäischen Währung. Die "Börsen-Zeitung" berichtete unterdessen unter Berufung auf Notenbankkreise, dass die EZB am 14. Dezember erstmals eigene Inflations- und Wachstumsprognosen veröffentlichen wolle. Diese so genannten makroökonomischen Vorhersagen wolle sie regelmäßig alle sechs Monate vorlegen. Dies sei ein Schritt hin zu mehr Transparenz und zu einer besseren Kommunikation mit der Öffentlichkeit über die geldpolitischen Einschätzungen der EZB, habe es in den Kreisen geheißen.

Auf ihrer Ratssitzung in Paris hatte die EZB die Leitzinsen in der Euro-Zone am Donnerstag erwartungsgemäß unverändert gelassen. Der Schlüsselzins betrage weiter 4,75 Prozent, teilte die EZB mit. Trotz des Kursrutsches des Euro auf ein neues Rekordtief am Vortag hatten die meisten Analysten mit dieser Entscheidung gerechnet. Der Euro und die Aktienmärkte reagierten kaum auf den Zinsbeschluss. Neue Spekulationen an den Märkten über eine mögliche neue Intervention der G 7-Notenbanken hatten der Gemeinschaftswährung im Tagesverlauf zunächst leichte Kursgewinne beschert. Im Verlauf fiel der Euro wieder bis knapp über die Marke von 84 US-Cent. Die EZB setzte den Referenzkurs auf den historischen Tiefstand von 0,8411 (Mittwoch: 0,8525) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 2,3253 (2,2942) Mark.

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