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Windenergie: Flaute in Deutschland

Weltweit boomt die Windenergie. Doch hierzulande werden deutlich weniger Anlagen neu installiert. Dabei zählt die Windindustrie in Deutschland zu den Boom-Branchen.

Berlin - Die deutschen Hersteller von Windkraftanlagen setzen zunehmend auf das Exportgeschäft. Während der Weltmarkt im vergangenen Jahr erneut kräftig wuchs, woran auch deutsche Hersteller einen großen Anteil haben, ging die Leistung der in Deutschland neu installierten Anlagen um ein Viertel zurück. So wurden 2007 nach Angaben des Bundesverbands Windenergie (BWE) 883 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1667 Megawatt neu installiert, während es ein Jahr zuvor noch 1208 Anlagen mit 2233 Megawatt waren. Der Weltmarkt wuchs dagegen um rund 30 Prozent oder 20 000 Megawatt, wie der Verband am Dienstag in Berlin mitteilte. Dabei hätten die Märkte in Nordamerika, Europa und Asien vorn gelegen.

„Die Projekte gehen dorthin, wo die besten Preise erzielt werden“, sagte Thorsten Herdan, Chef des Branchenverbands VDMA Power Systems. „In Deutschland sind sie nicht verlockend.“ Dagegen habe sich der Markt in den USA im Vorjahr verdoppelt, in China sogar verdreifacht. Insgesamt waren dem VDMA zufolge Ende 2007 in Deutschland 19 460 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 22 247 Megawatt installiert. Damit liege Deutschland noch mit an der Weltspitze, aber andere Länder holten schnell auf. In Deutschland werden derzeit 7,2 Prozent des Stroms aus Windkraft.

Um die führende Stellung der deutschen Windindustrie zu behaupten, müssten bei der anstehenden Novellierung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) die Rahmenbedingungen neu gesetzt werden, fordern die Verbände. Denn während die Kosten für die Rohstoffe zur Herstellung der Anlagen um 15 bis 20 Prozent gestiegen seien, werde die Förderung Jahr für Jahr abgebaut, sagte BWE-Präsident Hermann Albers. Als Konsequenz verlangte er eine höhere Vergütung von den Verbrauchern: Für eine an Land erzeugte Kilowattstunde Windstrom sollten künftig 9,5 Cent berechnet werden – 1,5 Cent mehr als bisher. Damit müssten vor allem die erhöhten Rohstoffkosten bei Stahl und Kupfer aufgefangen werden, die sich verdoppelt beziehungsweise verdreifacht hätten. Die Änderungen des EEG im Rahmen des Klimaschutzprogramms der Bundesregierung müssten im Bundestag entsprechend nachgebessert werden. Andernfalls seien Windkraftanlagen in zwei bis drei Jahren nur noch an sehr wenigen Standorten wirtschaftlich zu betreiben.

Die Signale für den Ausbau der Windenergie in der Nord- und Ostsee seien richtig, so Albers weiter. Mit der anstehenden EEG-Novelle soll die Offshore-Windenergie ab 2009 stärker gefördert und so die Investitionsbereitschaft erhöht werden. Die Offshore-Produktion beginne aber frühestens 2010, und auch dann nur langsam. Die Produktion an Land dürfe daher nicht vernachlässigt werden, mahnte der BWE-Präsident. Nur so könnten die Klimaschutzziele der Regierung, bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 25 bis 30 Prozent zu steigern, erreicht werden.

International sehen die Hersteller den Windkraftboom ungebrochen. Für Deutschland erwartet er jedoch einen weiteren Rückgang der Investitionen in neue Anlagen, die 2007 auf 1,7 (2006: 2,3) Milliarden Euro fielen – die Novelle des EEG tritt voraussichtlich erst Anfang 2009 in Kraft. Der Weltmarktanteil deutscher Firmen sei im vorigen Jahr mit 8,5 Prozent konstant geblieben, sagte der VDMA- Chef, die Exportquote lag bei 85 Prozent. In Deutschland beschäftigt die Branche 80 000 Mitarbeiter.

Juliane Schäuble

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