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Windkrafbranche: US-Finanzinvestoren beteiligen sich an Meerwindpark

Durchbruch für die Windkraft: Zwei junge Unternehmen locken Großinvestoren nach Berlin. Blackstone will mehr als eine Milliarde Euro in den Meereswindpark einer Köpenicker Firma investieren.

Berlin - In Zeiten der Energiekrise finden New Yorker Investmentbanker ganz neue Wege, um ihre Dollar-Milliarden sinnvoll zu investieren: den S-Bahnhof Wuhlheide, dann die Straße am Wald entlang, über die Kaulsdorfer Straße und dann scharf rechts. Dort steht eine unscheinbare Stadtvilla im südöstlichen Berlin-Köpenick. In ihr residiert die Windland Energieerzeugungs GmbH, ein Büro mit vier Mitarbeitern.

Geschäftsführer Joachim Falkenhagen ziert sich noch etwas, mag es noch nicht bestätigen, da die Verträge erst Ende Juli unter Dach und Fach sein sollen. Aber in Finanzkreisen und beim Bundesverband der Windenergie spricht man von einer kleinen Sensation, einem Durchbruch für die gesamte Windkraftbranche: Der US-Finanzinvestor Blackstone will sich mit mehr als einer Milliarde Euro an dem Projekt „Meerwind“ dieser Berliner Projektentwicklergruppe beteiligen. Die Windland GmbH verfügt über die Genehmigung nordwestlich der Nordseeinsel Helgoland zwei Windparks mit je 40 Anlagen zu errichten. Diese sollen insgesamt bis zu 400 Megawatt produzieren. „Wir sind zuversichtlich, dass wir ab 2012 so genug Strom liefern können, um eine große Stadt mit 250 000 Einwohnern zu versorgen“, sagte der 47-jährige Falkenhagen dem Tagesspiegel.

Bisher steht noch kein einziges Windrad in deutschen Hoheitsgewässern. Dänen, Niederländer und Briten betreiben schon erste Anlagen. Doch jetzt geht es auch hierzulande los: Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg genehmigte insgesamt 21 Projekte mit rund 1200 Windrädern. Mehr als 20 weitere dieser Offshore-Windparks wurden beantragt. Die vier großen Energiekonzerne Eon, Vattenfall, RWE und EnBW behandelten das Thema aber bisher eher stiefmütterlich. Jetzt steigt mit Blackstone ein mächtiger Anleger ein, was für neue Dynamik sorgt.

„Für die Branche ist es gut, wenn Kapital von Finanzinvestoren kommt, weil diese schneller an einer Realisierung der Projekte interessiert sein dürften“, sagt Ulf Gerder, Sprecher des Bundesverbandes Windenergie. Wenn die heimischen Energiekonzerne in deutsche Offshore-Projekte investieren, bestünde die Gefahr, dass die Vorhaben auf die lange Bank geschoben werden, weil die Konzerne damit ihren eigenen küstennahen Atom- und Kohlekraftwerken Konkurrenz machen, sagt Gerder.

Gleichwohl begrüßte Eon-Chef Wulf Bernotat ein mögliches Blackstone-Investment. Schließlich sollten ja zahlreiche Anlage vor den Küsten installiert werden. Eine RWE-Sprecherin verwies darauf, dass man in Großbritannien bereits mit dem Investor Zephyr zusammenarbeite. „Wir können uns Partnerschaften mit Finanzinvestoren auch bei weiteren Projekten vorstellen.“ RWE wolle dabei aber auf jeden Fall die unternehmerische Führung behalten.

Auch Joachim Falkenhagen von der Berliner Windland ist es wichtig, dass er zumindest teilweise an seinem „Meerwind“-Projekt beteiligt bleibt. Wenn das alles abgeschlossen ist, kümmert er sich um seine nächste Vision, die vielleicht ähnlich lukrativ wird: ein Projekt zum autofreien Wohnen auf dem Gelände des heutigen Flughafens Tempelhof.

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