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Wirtschaft: „Wir brauchen mehr Engagement“

Herr Schweitzer, Sie wollen, dass sich Unternehmer mehr für ihr Umfeld engagieren. Wofür setzen Sie sich selbst ein?

Herr Schweitzer, Sie wollen, dass sich Unternehmer mehr für ihr Umfeld engagieren. Wofür setzen Sie sich selbst ein?

Wir unterstützen zum Beispiel den Verein Kinderleben und damit die Tagesklinik für krebskranke Kinder am Virchow- Campus der Charité. Wenn ein Raucher Krebs bekommt, hat er das Risiko bewusst in Kauf genommen. Ein Kind kann aber nichts dafür. Das ist einer von vielen Gründen, warum wir uns in diesem Bereich stark engagieren. Darüber hinaus unterstützen wir die Jugendarbeit bei den Basketballern von Alba Berlin.

Wie viel Geld geben Sie für Ihr soziales Engagement aus?

Wir veranstalten jährlich eine Benefizgala für Kinderleben und tragen die Kosten im sechsstelligen Bereich. Wir sammeln Spenden, und jeder Gast zahlt für seinen Eintritt mindestens 300 Euro.

Aber die Basketballer von Alba Berlin sind doch vor allem Werbeträger für Sie.

Beim Profibasketball erhalten wir zwar über die Werbung eine gewisse Gegenleistung. Wir müssten aber bei weitem nicht so viel Geld für Jugendbasketball ausgeben – immerhin einen siebenstelligen Betrag pro Jahr. Wir bieten an rund 50 Berliner Grundschulen Basketball- AGs an. Zusammen mit der Humboldt- Uni bilden wir dafür Basketballtrainer aus. In Prenzlauer Berg haben wir eine marode Sporthalle für 400 000 Euro hergerichtet. Dort findet rund um die Uhr Basketballtraining für inzwischen etwa 1000 Jugendliche statt.

Warum tun Sie das?

Uns treibt die Vision an, eines Tages zu erleben, dass auch durch unsere Unterstützung die Forschung soweit ist, dass kein Kind mehr an Krebs sterben muss. Auch den Sport unterstützen wir aus tiefer Überzeugung. Denn Sport ist Motivation, etwas zu leisten, und hat damit für viele Menschen eine sehr wichtige soziale Funktion. Im Grund geht es darum: Jeder kann etwas für die Gemeinschaft tun, ein Unternehmer ebenso wie ein Hartz-IV-Empfänger. Als Unternehmer kann ich mich unter anderem finanziell engagieren. Ein Hartz-IV-Empfänger kann sich mit der Zeit, die er hat, einbringen und etwas leisten.

Und Sie schauen gar nicht darauf, dass Ihnen das Engagement auch etwas bringt?

Natürlich soll das Image des Unternehmens nicht leiden. Aber letztlich wird der soziale Einsatz nicht dadurch motiviert, Umsätze und Gewinne zu steigern. Wir sind einfach der Überzeugung, dass jeder etwas Gutes tun kann und sollte.

Was muss sich ändern, damit sich mehr Menschen engagieren?

Die Mentalitäten müssen sich ändern. Wir müssen dahin kommen, dass man selber Spaß daran hat, etwas Gutes zu tun, ohne im gleichen Atemzug zu fragen: Was bekomme ich dafür? Das ist in unserer Gesellschaft noch zu sehr verbreitet.

Eric Schweitzer (42) ist Vorstand der Alba AG und seit 2004 Präsident der IHK Berlin. Alba betreibt Entsorgung, Recycling und Gebäudemanagement. Mit Schweitzer sprach Larissa Klatt

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