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Wirtschaft: Wir fürchten die Mammutversicherer nicht

IM INTERVIEW - Hermel: Stärke von Feuersozietät/Öffentliche Leben liegt in der Region / Wir kennen Land und LeuteHeute knallen in Potsdam die Korken.Die Öffentliche Leben, die kleine Schwester der Feuersozietät, feiert ihren 50.

IM INTERVIEW - Hermel: Stärke von Feuersozietät/Öffentliche Leben liegt in der Region / Wir kennen Land und Leute

Heute knallen in Potsdam die Korken.Die Öffentliche Leben, die kleine Schwester der Feuersozietät, feiert ihren 50.Geburtstag.Der Ort ist nicht zufällig gewählt: Seit dem Staatsvertrag aus dem Jahre 1993 ist die Öffentliche Leben die öffentlich-rechtliche Lebensversicherung für Berlin und Brandenburg.Über die Zukunft des Versicherers, die Konzentration auf dem Versicherungsmarkt und die Frage einer möglichen Privatisierung sprach Heike Jahberg mit dem Vorstandsvorsitzenden der Feuersozietät/Öffentliche Leben, Wolf-Rainer Hermel. TAGESSPIEGEL: Die öffentliche Leben steht in ihrem Jubiläumsjahr gut da.Die Neuabschlüsse nehmen zu, und in diesem Jahr soll die Versicherungssumme die Schwelle von 2,5 Mrd.DM erreichen.Damit ist der kleine Regionalversicherer erfolgreicher als die meisten Konkurrenten.Wie kommt das? HERMEL: Zum einen liegt das sicherlich an den guten Produkten und einer vergleichsweise guten Überschußbeteiligung zugunsten der Versicherungsnehmer.Zum anderen zahlt sich die flächendeckende Vertriebs- und Servicepräsenz in der gesamten Region Berlin-Brandenburg aus.Hinzu kommt der immer dichter werdende Verbund mit den Sparkassen und den Landesbausparkassen. TAGESSPIEGEL: Worin liegen die Vorteile eines kleineren Regionalversicherers? HERMEL: Wir kennen Land und Leute, und die Leute kennen uns.Wir arbeiten mit unserer Vertriebs- und Servicepräsenz vergleichsweise kostengünstig und sind gemäß unserem Selbstverständnis "Mit Sicherheit in Ihrer Nähe" vor Ort und bei den Kunden.Zudem arbeiten wir daran, unsere Kosten weiter zu reduzieren. TAGESSPIEGEL: Sehen Sie die zunehmende Konzentration auf dem Versicherungsmarkt mit Sorge? HERMEL: Überhaupt nicht.Wir arbeiten nach der Devise: Präsenz vor Ort geht vor Export.Indem wir vor Ort präsent sind und zudem immer enger mit den Sparkassen und Landesbausparkassen kooperieren, konnten wir in den vergangenen Jahren regelmäßig über dem Branchendurchschnitt wachsen, und insofern fürchten wir diese Mammutgebilde nicht. TAGESSPIEGEL: In der Schweiz schließen sich jetzt mit der Winterthur und der Credit Suisse erstmals ein Versicherer und eine Bank unternehmerisch zusammen.Sehen Sie darin auch ein Vorbild für den deutschen Markt? HERMEL: Wir hatten in Deutschland diesen Fall bereits vor einigen Jahren mit der Aachener/Münchener-Versicherungsgruppe und der BfG-Bank.Und das hat sich nicht bewährt.Es ist nicht auszuschließen, daß sich so etwas auch innerhalb der deutschen Assekuranz wieder entwickelt, aber wir fürchten solche Entwicklungen nicht. TAGESSPIEGEL: Ist es denkbar, daß Sie mit Ihren Vertriebspartnern zusammengehen, indem Sie sich etwa mit der Bankgesellschaft zusammenschließen? HERMEL: Das ist nicht in der Diskussion. TAGESSPIEGEL: Die Lebensversicherer bewegen sich derzeit in einem Spannungsfeld.Auf der einen Seite profitieren sie von der Unsicherheit der gesetzlichen Altersrente, auf der anderen Seite ist nach wie vor nicht klar, ob die im Rahmen der Steuerreform geplante Besteuerung der Lebensversicherungen endgültig vom Tisch ist.Wie wirkt sich das bei Ihnen aus? HERMEL: Zu unserem 50jährigen Jubiläum habe ich einen Wunsch: Daß der Gesetzgeber zumindest für einen überschaubaren Zeitraum für die Menschen, die uns ihre Vorsorgemaßnahmen anvertrauen, verläßliche Rahmenbedingungen schafft.Die jetzige Situation - unendliche Diskussionen zum Thema Rentenreform, der Stillstand bei der großen Steuerreform - ist widersprüchlich und fördert den Absatz unserer Produkte kaum.Dabei sollte der Gesetzgeber berücksichtigen, daß die Lebensversicherung zunehmend eine wichtige sozialpolitische Rolle bei der Altersversorgung übernimmt.Wir haben in dieser Frage auch das Gespräch mit allen Berliner und Brandenburger Bundestagsabgeordneten aufgenommen. TAGESSPIEGEL: Feuersozietät und Öffentliche Leben stehen gut da.Fürchten Sie, daß nicht eines Tages das Auge der Berliner Finanzsenatorin auch auf Sie fallen könnte und wie bei Bewag oder Gasag die Frage eines Verkaufes näherrüêken könnte? HERMEL: Konkret liegen uns dazu keinerlei Informationen vor, und wir gehen auch davon aus, da wir zwei Gewährträger und zwei Anstaltslastträger - nämlich Berlin und Brandenburg - haben, daß dann erst einmal ein entsprechender Abstimmungsprozeß zwischen diesen erfolgen müßte.

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