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Wirtschaft: „Wir investieren 20 Millionen in Berlin“

Studio Hamburg-Chef Martin Willich über den Medienstandort Adlershof und die Zukunft von Babelsberg

Herr Willich, Sie werden weiter in den Medienstandort BerlinAdlershof investieren – warum?

Unsere Studios sind bis Ende des Jahres ausgebucht, wir müssen erweitern. Vor anderthalb Jahren war dies bereits absehbar, deshalb haben wir geplant, in weitere Studios in Adlerhof zu investieren. Dann bekamen wir die Anfrage des französischen Besitzers von Studio Babelsberg ,Vivendi: Wollt ihr die Babelsberg-Studios kaufen? Die Verhandlungen scheiterten letztendlich, was nicht an uns lag.

Sie holen jetzt die ursprünglichen Pläne aus der Schublade.

Ja, auf der Aufsichtsratssitzung von Studio Hamburg im September werden wir einen Investitionsplan vorlegen. In ihm sind drei Punkte enthalten. Erstens: Neubau eines Studios auf dem Gelände in Adlershof. Zweitens: Kauf eines neuen HDTV-Ü-Wagens. Drittens: Kauf des Parkhauses in Adlershof. Wir können ungefähr 20 Millionen Euro über einen Zeitraum von etwa drei Jahren ausgeben. Ich werde dieses Investitionsprogramm dem Aufsichtsrat nur präsentieren, wenn im Wirtschaftsplan sichergestellt ist, dass durch die Investitionen nicht die Gewinnschwelle verschoben wird. Wir wollen 2005 die Gewinnzone erreichen und werden es schaffen.

Und dann kaufen sie Babelsberg doch?

Wir sind daran interessiert, eine hundertprozentige Lösung beim Fernsehzentrum in Babelsberg hinzubekommen. Wir halten schon die Hälfte und besitzen ein Vorkaufsrecht für die andere Hälfte. Wir verhandeln mit Vivendi und sind zuversichtlich, bei einer Kaufsumme von nicht viel mehr als 900 000 Euro einig zu werden.

Warum wollen Sie das TV-Zentrum?

In Babelsberg wird mit dem Verkauf des Studiokomplexes eine neue Wettbewerbssituation entstehen, mit zwei Käufern, die nicht direkt aus der Branche kommen. Sie werden drei Jahre Verluste machen und mit Dumpingpreisen versuchen, die Auslastung zu erhöhen. Aber sie haben bisher keine wettbewerbsfähigen Strukturen – gerade bei den Fernsehproduktionen, dem Brot-und-Butter-Geschäft unserer Branche. Mit dem Fernsehzentrum bekämen sie wettbewerbsfähige Strukturen, die sie gegen uns verwenden könnten. Mir wäre daher eine 100-Prozent-Lösung mit uns beim Fernsehzentrum Babelsberg am liebsten.

Das TV-Zentrum als Hintertür für ein späteres Engagement bei den Studios?

Das Thema Studio Babelsberg ist für mich abgeschlossen. In Babelsberg und in Adlershof zu investieren, das geht nicht gleichzeitig.

Wie will Studio Berlin den Markt unter Druck setzen?

Wir konzentrieren uns auf das TV-Serien-Geschäft, das eine gute Zukunft hat. Hier hat Berlin Nachholbedarf und Potenzial. Unser Umsatzanteil von Filmproduktionen wird bei etwa fünf bis zehn Prozent liegen, mehr gibt der Markt nicht her. Insgesamt wird der Standort Berlin wachsen – im Fernsehgeschäft. Berlin hat eine kulturelle Infrastruktur, die weit vor München und Hamburg liegt.

Das Gespräch führten Joachim Huber und Henrik Mortsiefer.

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