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Wirtschaft: „Wir können uns nicht verstecken“

Allianz-Capital-Chef Thomas Pütter über Lehren für die Branche, Renditeziele und Verantwortung

Herr Pütter, was haben Sie nach zwei Jahren Heuschrecken-Debatte gelernt?

Unsere Branche hat sich früher zu wenig erklärt und ist dem enormen Informationsbedürfnis nicht gerecht geworden. Private Equity ist heute nicht mehr privat. Das ist bei einer Branche, die in Deutschland 5700 Unternehmen mit 800 000 Mitarbeitern finanziert, auch verständlich. Kurzum, wir können und wollen uns nicht verstecken.

Versteht die Öffentlichkeit heute besser, was Finanzinvestoren tun?

Die Rolle des privaten Beteiligungskapitals im Finanzkreislauf wird noch zu wenig verstanden. Wir sind nicht nur Investoren, die sich bei Unternehmen engagieren. Wir verwalten dabei auch das Altersvorsorgevermögen, das uns Versicherungen oder Pensionsfonds anvertrauen.

Mit hohen Renditeversprechen, die die Unternehmen einzuhalten haben…

Es ist naiv zu glauben, Investoren gingen mit einer Renditevorgabe von 30 Prozent auf die Jagd, um Firmen auszuquetschen.

Sondern?

Die Institutionen, die Beteiligungskapital zur Verfügung stellen, prüfen die Fonds, die ihr Geld anlegen, sehr genau. Wer ist besonders gründlich? Wer kennt die Industrie und die Region, in der er tätig ist, gut? Dann findet ein brutaler Ausleseprozess statt. Am Ende steht die Entscheidung für den Fonds, der eine angemessene Überrendite im Vergleich zur Aktienanlage erzielen kann.

Und was ist angemessen?

Wer 35 Prozent pro Jahr verspricht, wird nicht ernst genommen. Gängig ist ein Wert von im Schnitt fünf Prozent über den erwarteten Aktienmarktrenditen.

Beteiligungsfirmen hatten noch nie so viel Geld wie heute. Wird ihr Einfluss auf die deutsche Wirtschaft noch größer werden?

Es gibt überall mehr Geld. Das Kapital in der Welt wächst, also auch Private Equity. Der Anteil des privaten Beteiligungskapitals steigt, weil die Branche ihr Geld sehr erfolgreich anlegt – und deshalb noch mehr Geld anzieht. Sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes werden von den Unternehmen erwirtschaftet, an denen Beteiligungsfonds Anteile halten.

Und was ist mit den Unternehmen, die in die Schieflage geraten sind? Einzelfälle?

Absolute Einzelfälle. Es werden immer die gleichen drei oder vier Beispiele von 440 in den vergangenen Jahren getätigten Investitionen genannt. Ich wehre mich dagegen, das zu verallgemeinern. Es sollte nicht vergessen werden, dass unser Engagement sehr riskant sein kann. Private-Equity-Investoren sind in weit überwiegender Zahl verantwortungsvoll.

Die Regierung arbeitet an einem Private-Equity-Gesetz. Kommt die Koalition Ihnen nach der Schelte nun entgegen?

Das Gesetz soll die Branche beflügeln, weil man sie inzwischen für nützlich hält. Ich warne aber davor, deutsche Beteiligungsfirmen zu benachteiligen – etwa, indem man sie gewerbesteuerpflichtig macht. Es wäre kaum von Vorteil, wenn tausende Beteiligungsmanager ihre Laptops zuklappen und von anderen Ländern aus arbeiten.

— Das Gespräch führte Henrik Mortsiefer

Thomas Pütter

ist Präsident des Bundesverbands deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften und Chef von Allianz Capital Partners, der Beteiligungssparte des Allianz-Konzerns

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