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Wirtschaft: „Wir konzentrieren uns auf kleine Firmen“

US-Investor Ross über seine Pläne mit der Bankgesellschaft und Marktlücken in Deutschland

Herr Ross, wer steht hinter Ihrer Firma?

Wir managen das Geld von privaten Aktienfonds und von Hedge Fonds. Unter den Investoren sind der kalifornische Pensionsfonds Calpers, Goldman Sachs und GE Capital Corp. Bei jedem unserer Geschäfte gibt es jeweils bestimmte Partner, die sich daran beteiligen. Als wir vergangenen Februar den Stahlkonzern LTV übernommen haben, steuerte GE mehr als 100 Millionen US-Dollar direkt bei.

Und wer beteiligt sich an Ihrem Angebot für die Bankgesellschaft?

Die englische Fassung unseres endgültigen Angebots für die Bankgesellschaft ist an die Interessenten verschickt worden. Aber es gibt noch keine endgültigen Zusagen. Allerdings wurde uns vor der Angebotsabgabe Unterstützung zugesagt. Es gab bisher noch nie Probleme. Wir wollen jetzt bloß keine n nennen, bevor die Unternehmen ihre Entscheidung getroffen haben. Die erwarten wir innerhalb der nächsten zwei Wochen.

Was macht Sie kompetent für die Sanierung der Bankgesellschaft?

Im Februar 2001 haben wir eine japanische Bank in Osaka gekauft – die Kofuku Bank, heute Kansai Sawayaka Bank. Mittlerweile macht sie gute Gewinne. Und es gab keinerlei Unruhe im Management oder Streiks seit der Übernahme. Dabei sind deutliche Parallelen zur Bankgesellschaft sichtbar.

Welche?

In Japan wollen alle Kredite an große Firmen vergeben, aber nicht an den Mittelstand. Wir haben den Fokus auf die kleineren und mittleren Betriebe gelegt. Dieser Ansatz sollte auch in Deutschland funktionieren. Außerdem haben wir in Japan die Soft- und Hardware auf den neuesten Stand gebracht, denn die ist für ein erfolgreiches Kreditgeschäft äußerst wichtig. Auch hier ist die Situation bei der Bankgesellschaft ähnlich: Die Informationstechnologie ist veraltet.

Wem haben Sie die Aufgabe übertragen – japanischen oder amerikanischen Managern?

Das Management ist japanisch. Wir haben keine der hohen Positionen mit Amerikanern besetzt. An der Spitze der Bankgesellschaft würde eine Reihe von Amerikanern sitzen, die Mehrheit der Vorstände wären aber Deutsche.Wir wollen keine amerikanische Bank, die sich nur als deutsche tarnt.

So viel zur Führungsebene. Wie wollen Sie die Bankgesellschaft ansonsten verändern?

Wir werden ein neues Bewertungssystem für Kredite einführen. Bisher dauert es teilweise Wochen, bis die Menschen eine Kreditzusage oder -absage bekommen. Wir wollen das innerhalb von 24 Stunden bewerkstelligen. In Japan sind wir damit sehr erfolgreich.

Wie viel haben Sie in Japan investiert?

250 Millionen Dollar. Die Regierung hat zusätzlich 120 Millionen Dollar beigesteuert.

Das ist wesentlich weniger, als bei der Bankgesellschaft nötig wäre.

Ja. Aber der einzige Grund für den niedrigeren Betrag ist, dass die Kansai Sawayaka Bank einfach nur weniger Geld brauchte.

Wollen Sie, dass das Land Berlin weiter an der Bankgesellschaft beteiligt ist?

Das kann ich nicht sagen. Zu den Details des Angebots wurde Stillschweigen vereinbart.

Was ist attraktiv an der Bankgesellschaft?

Die meisten Probleme der Bankgesellschaft sind hausgemacht. Das alte Management hat sich zum Beispiel überschätzt, als es versuchte, die Bankgesellschaft zu einer Investmentbank zu machen, und riskante Immobiliengeschäfte einging.

Es wird darum gestritten, ob die öffentlich-rechtliche Sparkasse an einen privaten Investor verkauft werden darf. Wie stark ist ihr Interesse an diesem Teil der Bankgesellschaft?

Wir mögen das Retail Banking und sind daher sehr stark an der Sparkasse interessiert. Natürlich ist unklar, wie ein Verkauf der Sparkasse an einen privaten Investor rechtlich ablaufen soll. Das ist aber eine Frage für die zweite Verhandlungsrunde.

Wie wichtig ist ihnen die Marke „Sparkasse“? Sie könnten doch deren Filialen in Berlin in die private Berliner Bank, die ebenfalls zur Bankgesellschaft gehört, integrieren.

„Sparkasse“ als Markenname ist aus unserer Sicht sehr wertvoll. Was aber die Sparkasse und Berliner Bank generell betrifft, sollten beide sowohl bei den Filialen, aber vor allem beim Management zusammengefasst werden. Im Moment haben beide teilweise in direkter Nachbarschaft Filialen. Das muss rationalisiert werden.

Sie haben in ihrer Karriere viele Unternehmen saniert und bald wieder verkauft. Wie lange würden Sie die Bankgesellschaft behalten?

Banken sind anders, hier dauert die Sanierung länger als zwölf Monate.

Also sind Sie auch noch in einem Jahrzehnt der Besitzer der Bank?

Hoffentlich dauert es nicht zehn Jahre, die Bank zu sanieren. Aber unsere Investoren sind langfristig orientiert. Es würde mich also wundern, wenn wir in fünf oder zehn Jahren nicht mehr Besitzer der Bank wären.

Das Gespräch führte Bernd Hops.

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