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Wirtschaft: „Wir nutzen die Spielräume“

Techniker-Chef Klusen über den Kampf der Kassen um die Kunden

NORBERT KLUSEN

ist Vorstandschef der Techniker Krankenkasse

(TK).

Foto: Kai-Uwe Heinrich

Herr Klusen, immer mehr Krankenkassen bieten Bonus- und Selbstbehaltstarife an. Was bringt das für die Versicherten?

Die Gesundheitsreform eröffnet uns Spielräume, und die nutzen wir. Jetzt findet der Wettbewerb nicht mehr allein über den Beitragssatz statt, sondern auch über Ideen und Angebote. Das war längst fällig.

Die Techniker Krankenkasse bietet bereits seit einem knappen Jahr einen Bonustarif an. Was hat das gebracht?

Für den Tarif haben sich 11000 Mitglieder eingeschrieben. Wir haben einer Studie zufolge mit dem Tarif 3000 Versicherte davon abgehalten, zu einer privaten Versicherung zu wechseln. Damit bleiben 8,1 Millionen Euro Beitragsvolumen im Solidarsystem. Davon dürfen wir aber nur 700000 Euro für uns behalten, den Rest müssen wir über den Finanzausgleich an andere Kassen abtreten.

Die Gesundheitsministerin hat Ihnen bei der Einführung des Tarifs vorgeworfen, das Selbstbehaltsmodell schädige das System.

Die Einschätzung haben wir nie geteilt. Wir müssen gut verdienende Mitglieder davon abhalten, das System zu verlassen. Sonst geht den Kassen noch mehr Geld verloren.

Bieten auch Sie ab Januar neue Bonusprogramme an?

Ja. Wer sich gesundheitsbewusst verhält, bekommt von uns einen Rabatt oder wird mit Sachprämien belohnt. Ebenso chronisch Kranke, die an einem speziellen Behandlungsprogramm teilnehmen. Sie müssen nur noch maximal 60 Euro für Medikamenten-Zuzahlungen und für die Praxisgebühr tragen – das ist eine beträchtliche Entlastung, 100 Euro im Durchschnitt. Vergünstigungen gibt es auch für Versicherte, die außer für Vorsorge-Untersuchungen nicht zum Arzt gehen.

Wird die verstärkte Prävention dazu führen, dass die Gesundheitsausgaben sinken?

Ja, aber es reicht nicht, wenn nur die Krankenkassen etwas für die Prävention tun. Sport, gesunde Ernährung und Körperpflege müssen schon im Kleinkindalter beginnen und in der Schule gelehrt werden. Deshalb sind auch andere Institutionen und der Staat gefordert, mehr zu tun.

Die Regierung hat versprochen, dass der Beitragssatz auf 13,6 Prozent sinkt. Klappt das?

Der Durchschnittsbeitrag wird sinken – aber zunächst allenfalls auf knapp unter 14 Prozent. Heute sind es eigentlich 14,65 Prozent – ohne den Gesundheitskompromiss hätte es Steigerungen bis auf 14,9 Prozent im Schnitt gegeben. Ob die Techniker Krankenkasse ihren Satz von 13,7 Prozent absenkt, entscheidet Ende November der Verwaltungsrat.

Das Gespräch führte Carsten Brönstrup.

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