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Wirtschaft: „Wir sind auf dem richtigen Weg“

Hüttmeyer verteidigt die Strategie

Herr Hüttmeyer, noch vor wenigen Monaten galt Air Berlin als Erfolgsgeschichte. Jetzt ist der Aktienkurs eingebrochen und die Analysten werden kritischer. Wie bringen Sie die Anleger dazu, wieder Vertrauen in Ihr Geschäftsmodell zu fassen?

Angesichts des hohen Ölpreises sind die Kurse aller Fluglinien eingebrochen. Wir sind womöglich deshalb etwas stärker betroffen, weil wir eine kürzere Börsen-Historie haben. Mit unserer tatsächlichen wirtschaftlichen Situation hat dies eher wenig zu tun. Unsere Buchungslage ist gut, und die Auslastung der Flugzeuge ist ebenso gestiegen wie der Erlös, den wir pro Sitzplatzkilometer erzielen.

Ryanair-Chef Michael O’Leary scheint das anders zu sehen – oder warum nennt er Air Berlin so gerne als Negativbeispiel?

Wenn man Angst hat, pfeift man im Keller. Weil wir inzwischen eine gewisse Größe erreicht haben, versucht Herr O’Leary, mit unlauteren Mitteln von sich abzulenken. Das haben wir ihm allerdings in der vergangenen Woche vom Landgericht Köln mit einer einstweiligen Verfügung verbieten lassen.

Der hohe Ölpreis belastet die gesamte Branche, doch Air Berlin scheint besonders damit zu kämpfen.

Air Berlin ist davon nicht stärker betroffen als andere Fluggesellschaften. Im Gegenteil: Wir sind für dieses Jahr sogar zu 88 Prozent abgesichert. Das ist ein Spitzenwert für die Branche. Die sogenannten Billigflieger könnte das härter treffen, weil deren Kundschaft preisempfindlicher ist. Wir jedoch haben auch viele Geschäftsreisende als Kunden.

Viele vermissen eine klare Strategie: Sie seien weder ein reiner Billigflieger noch ein Anbieter vor allem für Geschäftsreisende.

Gerade unser Geschäftsmodell ist unser Vorteil. Wir nutzen – im Gegensatz zu den reinen Billigfliegern – alle Vertriebswege und stehen deshalb auf mehreren Beinen. Inzwischen wird unser Modell zum Teil ja kopiert. Das beweist, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Sie haben in diesem Jahr mehrfach den Kerosinzuschlag angehoben. Was können Sie noch an Ihre Kunden weitergeben, ohne dass diese abspringen?

Wenn der Kerosinpreis weiter steigen sollte, werden sich Preissteigerungen nicht vermeiden lassen. Der hohe Ölpreis belastet alle Fluggesellschaften. Deshalb bleiben die Relationen jedoch unverändert. Das heißt: Wir bleiben weiterhin der Anbieter mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis. Mobilität ist nach unseren Erfahrungen das Letzte, worauf die Deutschen verzichten. Das gilt auch für den Urlaub. Eher wird die Anschaffung des neuen Autos oder der Wohnzimmereinrichtung verschoben als auf den Flug in den Süden verzichtet.

Die Fragen stellte Juliane Schäuble

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