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Wirtschaft: „Wir sind Polen und Tschechen überlegen“

Berlin und Polen sind die wichtigsten Argumente für den Standort Brandenburg/In diesem Jahr wird das Geld knapp

Berlin (alf). Die brandenburgischen Wirtschaftsförderer wollen sich stärker auf den deutschsprachigen Raum konzentrieren. Detlef Stronk, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB), sagte dem Tagesspiegel, er wolle mit seinen Mitarbeitern verstärkt „größere mittelständische Betriebe in Westdeutschland ansprechen“. Dabei lockt Stronk mit einer Studie aus seinem Haus, in der die Standortbedingungen in Brandenburg, Polen und Tschechien verglichen werden. Ergebnis: „Wir können nicht nur mithalten, wir sind überlegen“, sagt Stronk. Der Vorteil der niedrigeren Personalkosten in Osteuropa würde von der „deutlich geringeren Arbeitsproduktivität“ aufgezehrt. In Brandenburg gebe es im Übrigen mehr qualifizierte Arbeitskräfte und Forschungseinrichtungen, die Infrastruktur (Verkehr und Kommunikation) sei besser, die Büromieten geringer und die Investitionsförderung attraktiver. Schließlich „verfügt Brandenburg über 191 entwickelte und voll erschlossene Gewerbegebiete in günstigen Lagen“, heißt es in der Studie.

Beim Werben um Investoren betont Stronk vor allem zwei Vorteile Brandenburgs: Zum einen Berlin – die Wirtschaftsförderer bezeichnen Brandenburg als „die deutsche Hauptstadtregion“ –, und zum anderen Polen wegen der anstehenden EUOsterweiterung. „Brandenburg bietet eine Kombination aus Made in Germany und den Vorteilen des Ostens“, sagt Stronk. Interessiert seien vor allem Unternehmen aus der Autoindustrie, Chemie- und Pharmaunternehmen. Im vergangenen Jahr konnte die ZAB 91 Ansiedlungen bilanzieren, nach 51 im Jahr zuvor. Das laufende Jahr ist schwierig, weil Stronk zufolge Deutschland deutlich weniger Investoren anzieht als früher. Aber „in den ersten vier Monaten sind wir gut gestartet“; Stronk beobachtet ein „ungebrochenes Interesse an der Hauptstadtregion“. Zum Beispiel bei japanischen Autofirmen, mit denen die ZAB in Verhandlungen steht. Die Japaner werden sich voraussichtlich zwischen Tschechien und Brandenburg entscheiden. „Tschechien ist unser stärkster Wettbewerber“, sagt Stronk. Allerdings habe Brandenburg Vorteile: Die Umsatzsteuer sei mit 16 Prozent um fünf Prozentpunkte geringer und die Körperschaftsteuer liege mit 25 Prozent um sechs Prozentpunkte unter dem tschechischen Niveau. Allerdings: In Tschechien gibt es keine Gewerbesteuer.

Die ZAB, die zu 75 Prozent dem Land gehört, 25 Prozent halten Wirtschaftsverbände, entstand 2001 durch die Fusion der Wirtschaftsförderung Brandenburg, der Technologie- und Innovationsagentur Brandenburg (Tina) und der Brandenburgischen Energiesparagentur. Im vergangenen Jahr betrug das Budget der ZAB 6,9 Millionen Euro, davon kamen gut sechs Millionen vom Land, den Rest musste die ZAB selbst erwirtschaften. Im laufenden Jahr gibt es vom Land nur noch 5,5 Millionen Euro - die ZAB muss also mehr Mittel selbst auftreiben. Und sparen. „Anstatt drei Mal fahren wir nur noch ein Mal nach Japan“, sagt Stronk.

Mit Sorge beobachtet der Brandenburg-Lobbyist den aufziehenden Arbeitskampf in der Metallindustrie. „Die Arbeitszeit ist einer der größten Standortvorteile und die Leute arbeiten hier gerne länger.“ Auch deshalb, weil die „Identifikation der Arbeitnehmer mit ihrem Betrieb“ auffallend ausgeprägt sei. Selbst wenn „in Einzelfällen“ die Produktivität in den Ost-Betrieben um ein Fünftel über der im Westen liege, dürfe die Arbeitszeit nicht verringert werden. Ein Schub für die Region verspricht sich Stronk vom Flughafen Berlin-Brandenburg International. „Der Ausbau zum Großflughafen ist ein absolutes Muss“, weil „jede Menge Investoren auf der Matte stehen“, um sich im Umfeld des Flughafens anzusiedeln.

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