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Wirtschaft: „Wir streiten für unsere Interessen“

Was erwarten Sie vom Sanierungsprogramm „Power 8“? Dass Zusagen eingehalten werden.

Was erwarten Sie vom Sanierungsprogramm „Power 8“?

Dass Zusagen eingehalten werden. Immer wird von Lasten, die verteilt werden, gesprochen. Man muss auch mal die Zukunftschancen der Standorte darstellen.

Bleibt der Superjumbo A 380 in Hamburg?

Alles andere wäre betriebswirtschaftlicher Unsinn. Hamburg hat bereits eine Milliarde Euro investiert; bei einer Verlagerung nach Toulouse müsste dort noch einmal so viel investiert werden.

Und der Langstreckenflieger A 350?

Airbus-Chef Louis Gallois hat versichert, der deutsche und französische Anteil daran werde je 35 Prozent betragen, Englands 20, Spaniens zehn. Davon gehen wir aus. Doch wir befürchten, dass netto nur zehn Prozent der Arbeit in deutschen Airbus-Werken erledigt werden soll.

Warum?

Der Fremdanteil an der Herstellung des A 350 soll 50 Prozent betragen. Werden deutsche Werke aber nur ungenügend berücksichtigt, verlieren wir den Anschluss an die Zukunftstechnologie der Luftfahrt. Mit dem A 350 wird ein Technologiewechsel einhergehen. Immer mehr Flugzeugteile werden mit der CFK-, der Kohlefaserverbund-Technik, gefertigt.

Hat Deutschland hier geschlafen?

Wir sind sehr spät dran. Jetzt müssen wir alle Kräfte bündeln und Forschung und Entwicklung fördern – auch in Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Politik muss die Rahmenbedingungen setzen. Für den Materialwechsel braucht es hohe Investitionen. Wir haben zwei Standorte, die bei dieser Technologie führend sind: das niedersächsische Stade und Laupheim in Baden-Württemberg. Stade darf nicht unter spanische Führung kommen, da von diesem Standort aus die anderen Werke befähigt werden sollen.

Wie realistisch ist Ihre Position, alle Standorte und jeden Arbeitsplatz zu sichern?

Werksschließungen standen nie zur Diskussion. Spekuliert wird über den Verkauf von Werken an Investoren. Hier gibt es keine Entwarnung. In Deutschland sind 10 200 Arbeitsplätze gefährdet: 4800 davon könnten nach England, Spanien und Frankreich abwandern. Das wollen wir verhindern.

Sie haben schon einmal mit Streik gedroht.

Ich nehme nichts zurück. Wir warten die Entscheidung ab. Die Ankündigung, den Umbau fair und ausgeglichen zu vollziehen, muss erst noch belegt werden. Wir werden für unsere Interessen streiten.

Frankreich kämpft für seine Luftfahrt. Fühlen Sie sich durch die Politik unterstützt?

Die politischen Gespräche der letzten Wochen haben ein Umdenken bewirkt. Bei unseren Protesten wurden wir von den betroffenen Ministerpräsidenten unterstützt. Entschieden ist jedoch nichts.

Rüdiger Lütjen ist

der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats

von Airbus Deutschland. Er vertritt die

Anliegen von rund 23 000 Beschäftigten. Mit ihm sprach Juliane Schäuble

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