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Wirtschaft: Air Berlin landet weich

Nach einem harten Sparkurs steigt der Gewinn der Fluggesellschaft Air Berlin im dritten Quartal überraschend stark an. Die Börse reagiert positiv.

Das Sparprogramm bei Air Berlin zeigt offenbar Wirkung. Trotz hoher Treibstoffkosten hat die Berliner Fluggesellschaft den Gewinn im Sommerquartal überraschend deutlich gesteigert und auch die Prognosen für das Gesamtjahr bestätigt. Für den beginnenden Wirtschaftsabschwung sieht sich das Unternehmen gut gerüstet, wie Air-Berlin- Chef Joachim Hunold bei einer Telefonkonferenz am Donnerstag in Berlin sagte. An der Börse kam das gut an: Der Kurs der Aktie (siehe Kasten) stieg am Donnerstag zeitweise um mehr als 30 Prozent. Nur die Passagiere dürften enttäuscht sein. Anders als beim Konkurrenten Lufthansa wird der Kerosinzuschlag nicht gesenkt - damit wird die Ersparnis durch die inzwischen deutlich gesunkenen Treibstoffkosten nicht an die Kunden weitergegeben.

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft hatte sich nach einem Gewinneinbruch im zweiten Quartal ein drastisches Sparprogramm verordnet - und sich damit von ihren ehrgeizigen Wachstumszielen vorerst verabschiedet. Im Zuge dessen waren vor allem Langstreckenverbindungen gestrichen worden, darunter die neuen Verbindungen nach Peking und Schanghai. Auch die geplante Fusion mit Condor, gegen die auch das Kartellamt Einwände hatte, war von den Berlinern im Juli abgeblasen worden. Die Vermutung, dass Air Berlin stattdessen über ein Zusammengehen mit Tuifly verhandeln könnte, wies Hunold zurück. Die Lufthansa hatte ein geplantes Billigfliegerbündnis zwischen ihrer Tochter Germanwings, Tuifly und Condor abgesagt.

Im dritten Quartal hat Air Berlin den Umsatz trotz sinkender Passagierzahl um neun Prozent auf 1,062 Milliarden Euro gesteigert und damit zum ersten Mal die Marke von einer Milliarde übersprungen. Der Gewinn (Ebit) stieg um 43,2 Prozent auf 45,6 Millionen Euro und damit stärker, als von Analysten erwartet.

Air Berlin will die hohe Nettoverschuldung abbauen

Angesichts des schwierigen Umfelds und einer hohen Nettoverschuldung blieb Per-Ola Hellgren, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg, dennoch skeptisch und empfahl die Aktie zum Verkauf. Denn nach den ersten neun Monaten des Jahres steht immer noch ein Verlust (nach Steuern) von 5,9 Millionen Euro in den Büchern. Trotzdem ist das Unternehmen nach wie vor zuversichtlich, im Gesamtjahr schwarze Zahlen zu schreiben. Selbst wenn die Lage in Bangkok weiter schwierig bleibe, werde das keine Auswirkungen auf das Gesamtergebnis haben. In der thailändischen Metropole haben Demonstranten den Flughafen besetzt und damit den Flugverkehr zum Erliegen gebracht. In Deutschland haben Lufthansa und der zu Air Berlin gehörende Ferienflieger LTU ihre Flüge nach Bangkok gestrichen.

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Vom Gipfel weit entfernt. -

© Tsp/ US

In den kommenden Monaten will sich Air Berlin darauf konzentrieren, die hohe Nettoverschuldung abzubauen, die sich unter anderem durch Zukäufe der LTU und des Geschäftsreisespezialisten dba aufgebaut hatte. Bis Ende des Jahres soll der Wert von derzeit 942 Millionen Euro auf unter 500 Millionen Euro sinken. Erreicht werden soll das unter anderem durch den Verkauf von 14 nicht mehr benötigten Flugzeugen und die Trennung von der LTU-Ersatzteiltochter Leasure Cargo. "Wir führen Gespräche mit diversen Investoren", sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer. "Bis Jahresende wird noch einiges passieren."

Dass es wegen der Finanzkrise schwieriger werden könnte, die bestellten Flugzeuge zu finanzieren, wies das Unternehmen zurück. "Alle Flieger sind bis 2009 durchfinanziert", sagte Hüttmeyer. Der Flugzeugbauer Airbus hatte in dieser Woche eine Drosselung seiner Produktion wegen möglicher Probleme bei den Kunden nicht ausgeschlossen.

Bei den Air-Berlin-Buchungen gebe es bislang trotz der Finanzkrise keinen Rückgang, auch nicht bei den Geschäftsreisen, sagte Hüttmeyer. Wie sich das Chartergeschäft mit Urlaubern entwickle, sei erst Ende Januar absehbar, wenn das Buchungsgeschäft für Sommer abgeschlossen sei. Eine Prognose für 2009 wollte Firmenchef Hunold angesichts vieler Risiken noch nicht abgeben.

Maren Peters

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