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Berliner Spezialität. Die Digital- und Internetwirtschaft fühlt sich in der Hauptstadt wohl.

© dpa

Wirtschaft in der Hauptstadt: Kleine Firmen und Gründer geben Berlin Innovationskraft

Der Innovationsreport der Technologiestiftung gibt Berlin gute Noten: Die kleinteilige Struktur der Wirtschaft erweist sich als Vorteil der Region

Um große Worte sind Politiker selten verlegen, und häufig wird dabei auch deshalb hoch gegriffen, um von Defiziten abzulenken. „Wenn es um die Innovationskraft geht, hängt Berlin die bundesweite Wirtschaft ab“, schlussfolgerte Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU) aus dem neuesten Innovationsreport der Technologiestiftung. Die Studie basiert auf einer Erhebung des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Frühjahr/Sommer letzten Jahres und bescheinigt Berlin tatsächlich eine hohe Innovationsleistung. „Während im Bundesdurchschnitt die Umsätze mit Produktneuheiten sinken, steigern Berliner Unternehmen ihren Umsatz mit Innovationen um 2,5 Prozent“, freute sich Yzer.

Nach der Wende litt Berlin unter der Abwanderung der Industrie

Die Innovationsschwäche der Berliner Unternehmen war ein großes Problem in den zwei Jahrzehnten nach der Vereinigung, der Anteil öffentlich geförderter Forschung war in der Stadt dagegen besonders hoch. Das erklärt sich auch mit der geringen Anzahl von Großunternehmen. Doch inzwischen erweist sich die eher kleinteilige Struktur als vorteilhaft. „Mit einer sich dynamisch entwickelnden Gründerszene sowie einem hohen Anteil von kleinen und jungen Unternehmen ist die Berliner Wirtschaft gut positioniert“, heißt es in dem Innovationsreport des ZEW.

Besonders innovativ sind die Branchen, die in der Stadt stark vertreten sind, an der Spitze die Elektroindustrie, die Softwarebranche, allgemein Forschungsdienstleistungen sowie die Pharma- und Chemieindustrie. Insgesamt investierten die Unternehmen 2014 rund 3,1 Milliarden Euro in Innovationen. Gemessen am Umsatz ergibt das eine Innovationsquote von 4,1 Prozent, in Deutschland insgesamt waren es 3,6 Prozent. Und eine über die Jahre beklagte Schwäche Berlins, nämlich die mangelhafte Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft, scheint behoben. An rund einem Drittel der Kooperationen, die die Industrie für Forschungsvorhaben eingeht, ist eine Hochschule oder ein staatliches Institut beteiligt; für das Bundesgebiet insgesamt liegt der Wert nur bei 25 Prozent. Allerdings gibt es auch nirgendwo sonst eine ähnlich hohe Dichte an Wissenschaftseinrichtungen wie in Berlin.

Unternehmensverbände wünschen sich "Chief Digital Officer"

Um die Stadt zu einem „europäischen Top-Standort für Digitales“ zu machen, haben die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) am Mittwoch einen zehn Punkte umfassenden Katalog vorgelegt. Unter anderem wird die Bestellung eines „Chief Digital Officer im Rang eines Staatssekretärs“ angeregt. „Mit mindestens zehn Prozent aus dem Sondervermögen Infrastruktur für die wachsende Stadt könnte Berlin einen digitalen Modellbezirk anstoßen, in dem Smart-City-Technologien im Alltag erprobt werden“, meinte UVB- Chef Christian Amsinck. Der öffentlichen Verwaltung empfiehlt er einen „Kulturwandel“, das Potenzial an digitalen Lösungen für interne Abläufe als auch für Dienstleistungen sei noch lange nicht ausgeschöpft.

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