zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Wirtschaft kommt in Festtagslaune

Stimmung der Firmen hellt sich überraschend auf – jetzt hofft der Handel am letzten Adventswochenende auf einen Kunden-Ansturm

Berlin - Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich zum Jahresende überraschend deutlich verbessert. Der Geschäftsklima-Index des Münchener Ifo-Instituts kletterte im Dezember von 94,1 auf 96,2 Punkte – das ist der höchste Stand seit sieben Monaten. Auch der Einzelhandel sprach von steigenden Umsätzen im Weihnachtsgeschäft. Wirtschaftsforscher werteten das als gute Voraussetzung dafür, dass sich das Wirtschaftswachstum im kommenden Jahr fortsetzen werde. Dennoch gab es Kursverluste an der Börse. Der Deutsche Aktienindex Dax verlor bis zum späten Nachmittag mehr als ein Prozent auf 4191 Punkte. Schuld daran war Händlern zufolge der Verfallstermin für Index- und Aktienoptionen.

Das Ifo-Geschäftsklima gilt als einer der wichtigsten Frühindikatoren für die Wirtschaftsentwicklung. Das Ifo-Institut befragt jeden Monat rund 7000 Unternehmen nach ihrer aktuellen Lage und ihren Erwartungen für die Geschäfte in den kommenden sechs Monaten. Im November hatte sich die Stimmung noch deutlich eingetrübt. Wegen der starken Aufwertung des Euro auf bis zu 1,3467 Dollar in den vergangenen Wochen hatten Experten für den Dezember mit einer weiteren Verschlechterung gerechnet. Zuletzt hatten auch mehrere Forschungsinstitute ihre Konjunkturerwartungen für 2005 nach unten korrigiert.

Nun sei aber in allen Branchen – Industrie, Bau, Groß- und Einzelhandel – eine Verbesserung der Stimmung sowie der Geschäftsaussichten zu beobachten, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Zudem wurden „die Chancen im Exportgeschäft nur geringfügig ungünstiger als im Vormonat eingeschätzt“, berichtete er. Allerdings sei in der Industrie noch immer kein Ende des Arbeitsplatz-Abbaus in Sicht. Und in Ostdeutschland fiel die Stimmung deutlich verhaltener aus als im Westen.

„Der Pessimismus wegen des gestiegenen Euro-Kurses war stark übertrieben“, sagte Rolf Schneider, Leiter der Volkswirtschaft bei der Allianz. Die Aufwertung sei für die deutsche Wirtschaft nicht so schlimm wie befürchtet, weil ein großer Teil der Exportwaren in die Eurozone oder nach Osteuropa verkauft werde. „Der Rückgang des Ölpreises in den vergangenen Wochen ist für die Unternehmen wichtiger als der Anstieg des Euro“, analysierte Schneider. Zwar dürfe man den einmaligen Anstieg des Geschäftsklimas nicht überbewerten. Die Perspektiven für 2005 seien aber nicht schlecht. Das Anziehen der Investitionen im Inland spreche dafür, dass das Bruttoinlandsprodukt um 1,4 Prozent wachsen könne.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ist noch optimistischer. „Die guten Stimmungsdaten stützen unsere Prognose“, sagte Konjunkturexperte Ulrich Fritsche. Das DIW erwartet bislang als einziges Institut ein Wachstumsplus von 2,0 Prozent für 2005. Die Konjunkturdaten am Jahresende gäben Anlass zur Hoffnung. Außerdem sei die Wettbewerbsfähigkeit des Landes deutlich gestiegen. „Die Entwicklung der Lohnstückkosten ist bei uns weitaus günstiger als in anderen Ländern, deshalb läuft der Export weiterhin so gut“, erklärte Fritsche.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement äußerte sich „zuversichtlich, dass sich die Verbesserung der Konjunktur im Verlauf des nächsten Jahres auch am Arbeitsmarkt bemerkbar machen wird“.

Vor dem letzten Wochenende im Weihnachtsgeschäft zeigte sich auch der Einzelhandel optimistisch. Johann Hellwege, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands BAG, sagte, er erwarte den „Auftakt zum Finale“. Das Geschäft habe sich im Verlauf des Advent langsam aber stetig gesteigert, so dass ein Umsatzplus von 3,5 Prozent zu erwarten sei. Obendrein gebe es in diesem Jahr zwei Verkaufstage mehr als im Vorjahr. 2003 war das Weihnachtsgeschäft noch um 17 Prozent schwächer ausgefallen. Auch der Einzelhandelsverband HDE hofft auf mehr Umsatz. Dieser Samstag werde der „absolute Höhepunkt des Weihnachtsgeschäfts“ und der umsatzstärkste Tag des Jahres, sagte ein Sprecher.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false