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Wirtschaft: Wirtschaft wächst erst 2003 wieder kräftig

Eine durchgreifende Erholung der deutschen Wirtschaft lässt auf sich warten. Erst 2003 wird es ein spürbar stärkeres Wachstum geben, erwarten führende Wirtschaftsforscher.

Eine durchgreifende Erholung der deutschen Wirtschaft lässt auf sich warten. Erst 2003 wird es ein spürbar stärkeres Wachstum geben, erwarten führende Wirtschaftsforscher. Die Arbeitslosigkeit werde dennoch nicht nennenswert unter die Vier-Millionen-Marke sinken. Mit Steuerentlastungen oder einer Finanzspritze an die Kommunen solle die Regierung den Aufschwung stabilisieren, fordern die Experten.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin korrigierte seine Wachstumsprognose für 2002 von 1,3 auf 0,6 Prozent drastisch nach unten. "Wir durchlaufen ein tiefes Tal der Tränen", sagte DIW-Präsident Klaus Zimmermann. Erst 2003 werde die Wirtschaft mit einem Plus von 2,1 Prozent zulegen. Auf den Arbeitsmarkt werde sich das aber nicht nennenswert auswirken. Eine Trendwende sei nur durch gravierende Reformen des Arbeitsmarktes und ein jährliches Wirtschaftswachstum von drei Prozent möglich. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt in Deutschland nach allgemeiner Einschätzung erst bei einem Wachstum von mehr als zwei Prozent.

Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) ist etwas optimistischer als das DIW: Für dieses Jahr geht das Institut von einem um 0,7 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt aus, im kommenden Jahr sollen es 2,8 Prozent werden. 2002 werde es durchschnittlich 3,98 Millionen Menschen ohne Job geben, im Folgejahr noch 3,8 Millionen. HWWA-Präsident Thomas Straubhaar sagte, Deutschland leide unter einer permanenten Wachstumsschwäche. Die Bundesregierung erwartet derzeit noch eine deutlich bessere Entwicklung als die Forscher - sie hofft auf eine um 1,25 Prozent bessere Wirtschaftsleistung.

Die Impulse für eine bessere Wirtschaftslage brächten ausschließlich der Rückgang der Inflationsrate und ein Aufschwung in den USA, erklärten die Ökonomen. Ab Mitte dieses Jahres werde sich daher die Lage bessern, wenn es in Amerika wieder aufwärts gehe. Allerdings müsse die Bundesregierung den Aufschwung stabilisieren.

Das DIW kritisierte die Politik von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und forderte ihn zum Handeln auf. "Man muss etwas tun und darf nicht abwarten und aussitzen", sagte der DIW-Konjunkturchef Gustav Adolf Horn. Die Regierung müsse von ihrem Sparkurs abweichen und den Kommunen sechs Milliarden Euro für Investitionen überweisen. Mehr sei ohne eine Verletzung der Drei-Prozent-Grenze für die Staatsverschuldung, die der EU-Stabilitätspakt setzt, nicht möglich. Alternativ könne die für 2003 geplante Steuerreform vorgezogen werden und rückwirkend zum 1. Januar in Kraft treten.

Sowohl die Politik als auch die Europäische Zentralbank (EZB) hätten flexibler auf den Beginn der Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr reagieren müssen, erklärte Horn. "Die Zinssenkungen kamen viel zu spät", kritisierte er. Das DIW forderte von der EZB erneut, jetzt die Leitzinsen zur Belebung der Investitionsnachfrage auf 2,5 Prozent zu senken. Dafür gebe es Spielraum, weil der Euro-Kurs im Jahresverlauf anziehen werde und bis auf 0,95 US-Cent steigen könne. Im Jahr 2003 werde der Wechselkurs gar auf 1,10 Dollar klettern.

Den Gewerkschaften in Deutschland riet Instituts-Chef Zimmermann, ihre Lohnforderungen in der anstehenden Tarifrunde zu mäßigen. "Wir empfehlen keine Nullrunde, aber auch keine sieben Prozent", sagte er. Der Verteilungsspielraum liege etwa bei drei Prozent. Die IG Metall will Lohnsteigerungen von sechs bis sieben Prozent durchsetzen.

Schlechte Aussichten meldet auch die deutsche Bauwirtschaft. Sie rechnet für das neue Jahr mit einer Fortsetzung des seit langem anhaltenden Schrumpfkurses und Umsatzrückgängen von bis zu 15 Prozent. Vor allem das Minus beim Wohnungsbau mache der Branche zu schaffen, hieß es beim Zentralverband des Deutschen Baugewerbes.

brö

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