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Wirtschaftskrise: 40.000 Firmen vor der Insolvenz

Creditreform erwartet nach dem Pleiterekord 2009 eine noch größere Welle.

Frankfurt am Main - Deutschland steuert im kommenden Jahr auf eine Rekordzahl bei den Unternehmenspleiten zu. Schon 2009 hat die Wirtschaftskrise die Zahl der Firmenzusammenbrüche nach Angaben der Wirtschaftsauskunftei Creditreform um 16 Prozent auf 34 300 getrieben. 2010 könnten es nach Angaben von Creditreform-Vorstand Helmut Rödl 38 000 bis 40 000 werden. Vor allem dann, wenn die Eigenkapitaldecke der Unternehmen dünner wird, ihre Bonität wegen der schlechten Bilanzen für 2009 sinke und Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe noch zögerlicher würden. Damit könnten die volkswirtschaftlichen Schäden weiter über die Rekordsumme für 2009 steigen. In diesem Jahr liegen sie bei fast 49 Milliarden Euro, rund 70 Prozent höher als vor einem Jahr. „Den Großteil des Geldes müssen die Gläubiger abschreiben“, sagte Rödl am Mittwoch in Frankfurt. Rund 521 000 Menschen verlieren 2009 durch Insolvenzen ihren Arbeitsplatz, knapp 17 Prozent mehr als 2008.

Rödl hofft gleichwohl, dass es 2010 nicht ganz so schlimm kommt wie befürchtet. Bislang liegt der Pleitenrekord bei knapp 39 500 aus dem Jahr 2003. „Diesmal sind die Unternehmen besser aufgestellt in die Krise gegangen.“ Gleichwohl ist eine hohe Zahl der mittleren und kleinen Unternehmen dramatisch geschwächt. „1,2 Millionen Betriebe haben ein Eigenkapitaldefizit. Sie sind damit den Banken schutzlos ausgeliefert.“

Rödl meidet zwar das Wort von einer Kreditklemme, aber eine Entspannung bei der Kreditvergabe sieht er auch nicht. „Dies gilt auch für die nächsten Jahre.“ Alle Schritte, auch Kreditverbriefungen, die zur Entlastung des Eigenkapitals der Banken führten, zeigten in die richtige Richtung. Zugleich müssten die Banken stärker als bislang die Zukunftsaussichten der Firmen beachten.

2009 war nach den Worten Rödls unter anderem wegen Arcandor, Woolworth, Qimonda, Schiesser, Quelle und Escada ein Jahr der Großpleiten. Aber auch kleinere Firmen mit bekannten Namen wie Märklin oder der Klavierbauer Schimmel brachen zusammen. Mit Blick auf die Branchen waren die Autozulieferer am schwersten gebeutelt, hier stieg die Zahl der Insolvenzen um mehr als das Dreifache. In der Metallbearbeitung ergab sich ein trauriges Plus von 140 Prozent, im Maschinenbau fast eine Verdoppelung der Pleiten. Dagegen ging die Zahl der Insolvenzen im Hochbau dank der Konjunkturprogramme um 14 Prozent zurück, ebenfalls positiv ist die Entwicklung in der Lebensmittelindustrie und bei Wach- und Sicherheitsdiensten. ro

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