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Wirtschaftskrise: Berliner Industrie stabilisiert sich

Berlin ist besser als der Durchschnitt: War der Umsatz in der Berliner Industrie zu Jahresbeginn im Vergleich zum Vorquartal noch um 12,6 Prozent eingebrochen, lag das Minus im zweiten Quartal nur noch bei 0,6 Prozent. Dies ging vor allem auf die in der Hauptstadt starken Branchen Pharma und Ernährung zurück.

In einigen Bereichen der Berliner Wirtschaft gibt es Anzeichen für ein Ende der konjunkturellen Talfahrt. Der Umsatz in der Industrie ging im zweiten Vierteljahr nur noch leicht zurück. „Hier dürfte der freie Fall gestoppt und der konjunkturelle Boden erreicht sein“, erklärte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) am Samstag in Berlin zum neuen Konjunkturbericht aus seinem Ressort. Es sei aber unsicher, ob dies angesichts der Risiken auf dem Arbeitsmarkt schon der Vorbote eines Aufschwungs sei. Bislang sei ein Einbruch bei der Beschäftigung aber ausgeblieben.

War der Umsatz in der Berliner Industrie zu Jahresbeginn im Vergleich zum Vorquartal noch um 12,6 Prozent eingebrochen, lag das Minus im zweiten Quartal nur noch bei 0,6 Prozent. Dies ging vor allem auf die in der Hauptstadt starken Branchen Pharma und Ernährung zurück. Allerdings spürten dagegen die Auto- und die Metallbranche die Wirtschaftskrise deutlich. Insgesamt stand die Berliner Industrie deutlich besser da als die Unternehmen im Rest der Republik: Während die der Umsatz der Hauptstadt-Firmen nur um gut ein Zwanzigstel im Vergleich zum Vorjahr sank, lag der Rückgang deutschlandweit bei einem Viertel. Dies dürfte vor allem an der geringeren Abhängigkeit der Berliner Unternehmen vom Weltmarkt liegen.

Auch der Bausektor meldet bessere Zahlen. Hier wuchs der Umsatz um 0,5 Prozent, deutschlandweit ging er um 3,2 Prozent zurück. Zuwächse gab es, weil Unternehmen in neue Bauten investierten und der Staat in neue Straßen. Einen deutlichen Rückgang verzeichneten die Statistiker dagegen beim Wohnungsbau.

Schlechtere Geschäfte gab es im für die Stadt wichtigen Einzelhandel. Die Geschäfte und Kaufhäuser nahmen im zweiten Quartal vier Prozent weniger ein. Senator Wolf und seine Beamten machen dafür neben der unsicheren Beschäftigungslage auch die Abwrackprämie verantwortlich – demnach hätten die Verbraucher ihr Geld in neue Autos statt in Schuhe oder Lebensmittel gesteckt.

Im Tourismus ging es indes weiter aufwärts. Die Zahl der Besucher wuchs um 4,6 Prozent, während sie landesweit um 0,7 Prozent schrumpfte. Bei Gästen aus Großbritannien und den USA, die die Krise besonders deutlich spüren, gab es allerdings ein Minus. Mehr Übernachtungen bedeuteten nicht zusätzliche Einnahmen – in Hotels und Restaurants ging der Umsatz wegen Preiskämpfen zurück.

Der Arbeitsmarkt der Hauptstadt verzeichnete Wolfs Bericht zufolge noch keine deutlichen Einbrüche. Zwar fehlen in Berlin weiterhin deutlich mehr Jobs als in anderen Regionen. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war um 27 600 höher als ein Jahr zuvor und stieg auf 1,1 Millionen – während es im übrigen Land einen Rückgang gab. Auch wird in Berlin weniger kurz gearbeitet als in anderen Regionen. Wolf mochte dies jedoch nicht als Anlass für eine Entwarnung nehmen. „Die Wirtschaftskrise birgt weiterhin erhebliche Risiken für den Arbeitsmarkt und den privaten Konsum“, befand er. Die Zahl der Arbeitslosen steigt seit Juni wieder an, aktuell sind gut 242 000 Bürger als jobsuchend registriert. Das bedeutet eine Arbeitslosenquote von 14,4 Prozent.Carsten Brönstrup

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