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© dpa

Wirtschaftskrise: Industrie: Banken bremsen das Wachstum

Der Bundesverband der Deutschen Industrie rechnet mit einer Kreditklemme und fürchtet, so würde der Weg aus der Krise erschwert. Die Allianz spricht dagegen schon wieder vom Aufschwung.

Berlin - Die deutsche Wirtschaft wird in den kommenden Monaten wohl nur mühsam aus der Rezession herausfinden. Eine Kreditklemme könnte den Unternehmen die Geschäfte zusätzlich erschweren, erwartet der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). „Alle Indikatoren deuten daraufhin, dass wir in den nächsten Monaten in eine Kreditklemme hineinlaufen könnten“, sagte Werner Schnappauf, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, am Mittwoch in Berlin. Der BDI rechnet zudem mit dem Abbau zahlreicher Arbeitsplätze in den kommenden Monaten.

Schnappauf hält die Kreditversorgung der Unternehmen bereits jetzt für unzureichend. „Die Finanzierungssituation hat sich eindeutig verschärft und könnte sich in den nächsten Monaten drastisch verschlechtern“, berichtete er. An sich gesunde Unternehmen dürften keine Probleme bekommen, nur weil die Kredite fehlten. „Es muss auf jeden Fall vermieden werden, dass erste zaghafte Wachstumstriebe durch fehlende Liquidität abgewürgt werden“, unterstrich der Lobbyist. Er lehnte es aber ab, die Banken per Gesetz zu einer laxeren Kreditvergabe zu bewegen. Zunächst solle man abwarten, wie das Bad-Bank-Gesetz wirke. Allerdings müssten die Eigenkapitalvorschriften für die Banken (Basel II) geändert werden. Sie zwingen die Institute, mehr Geld vorzuhalten, wenn sich die Finanzlage ihrer Kunden verschlechtert – dies verschärft die Krise derzeit.

Auch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hatte die Banken jüngst zu einer lockereren Darlehensvergabe aufgefordert. Das Mannheimer Forschungsinstitut ZEW sieht dagegen noch keine Anzeichen für eine Kreditklemme. Trotz Rezession und zurückhaltender Nachfrage nach Darlehen steige die Kreditvergabe seit Anfang 2008 kontinuierlich, teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit.

Die generelle konjunkturelle Lage sieht der BDI reserviert. Zwar sei die Talsohle erreicht. „Der Aufstieg wird nicht in kurzer Zeit gelingen, dazu brauchen wir einen langen Atem“, mahnte Schnappauf mit Blick auf einige Konjunkturdaten, die zuletzt ein Ende der Rezession signalisiert hatten. Es werde Jahre dauern, bis die Wirtschaft wieder das Niveau von 2008 erreicht habe. Er verwies auf den Auftragseingang, der allein im Mai um 30 Prozent zurückgegangen sei.

In seinem neuen Konjunkturreport bezeichnet der BDI den Exporteinbruch als größte Belastung für die Industrie, die für ein Viertel der deutschen Wirtschaftsleistung steht. Schwere Produktions- und Absatzeinbrüche haben demnach neben dem Maschinen- und Anlagenbau die Automobilindustrie, die Elektroindustrie aber auch die Gießereiindustrie zu verkraften. Leichte Produktionsanstiege gab es seit Februar hingegen in der chemischen Industrie. Die Stahlindustrie konnte im zweiten Quartal saisonbereinigt 60 Prozent mehr Auftragseingänge gegenüber dem Vorquartal verzeichnen. In der Stahl- und Metallverarbeitung konstatiert der Bericht einen „Stillstand des Abwärtstrends“.

Schnappauf sagte, „Kapazitätsanpassungen“ in den Unternehmen seien in den nächsten Monaten unausweichlich. Dies werde auch Folgen für den Arbeitsmarkt haben. Zahlen nannte er aber nicht.

Ein ganz anderes Bild von den konjunkturellen Aussichten malt der Versicherungskonzern Allianz. „Der Aufschwung kommt schneller, als viele denken“, sagte Chefökonom Michael Heise. Im dritten Quartal werde es bereits wieder „eine kräftige Erholung“ geben. Dies werde sich auch weltweit zeigen und dem deutschen Export zugute kommen. Für das gesamte Jahr sieht Heise die deutsche Wirtschaftsleistung deshalb um nur noch 4,1 Prozent schrumpfen – momentan gehen die meisten anderen Ökonomen von einem sechsprozentigen Minus aus.

Allerdings werde sich 2010 die Dynamik schon wieder abschwächen, weil viele Staaten und private Haushalte ihre Schulden zurückzahlen müssten. Gleichwohl sei ein Plus von 2,7 Prozent im kommenden Jahr drin.

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