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Wirtschaftskrise: Konjunktur erholt sich nur langsam

Obwohl das Institut der Deutschen Wirtschaft Köln die Lage besser einschätzt als noch im Frühling, warnt es vor zu früher Euphorie.

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) geht für 2010 nur von einer leichten Erholung der Konjunktur aus. „Die weitere Entwicklung verläuft eher schleppend“, sagte Instituts-Direktor Michael Hüther am Montag in Berlin. Nach Ergebnissen der Herbstumfrage des IW unter 1871 Unternehmen glauben nur 30 Prozent der Befragten an eine „baldige nachhaltige Erholung“.

Trotzdem blicken deutsche Firmen wieder optimistischer in die Zukunft: Rund ein Drittel der befragten Betriebe erwartet für 2010 einen Anstieg der Produktion. Besonders in der Konsum- und Vorleistungsgüterindustrie seien die Aussichten gut. In der Bauwirtschaft erwartet aber ein Drittel der Betriebe weniger Aufträge. Die momentane Geschäftslage hat sich im Vergleich zum Frühjahr leicht gebessert: 16 Prozent der Firmen meldeten eine höhere Produktion.

Im Exportsektor erwarten die befragten Unternehmen eine Entspannung: 27 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass sie 2010 mehr Waren ausführen werden; nur 18 Prozent erwarten einen Rückgang. Im Frühjahr waren noch 56 Prozent der Firmen von einer Verminderung der Exporte ausgegangen.

Für die Beschäftigten sind die Aussichten durchwachsen: 55 Prozent der Unternehmen gaben an, keine Entlassungen zu planen. Rund ein Drittel geht aber von einer Verminderung der Mitarbeiterzahl im nächsten Jahr aus. In der Bauwirtschaft sind es sogar 40 Prozent. Dagegen rechnen 17 Prozent der Befragten mit einer Aufstockung ihrer Belegschaft. „Bislang hat sich der Arbeitsmarkt als relativ robust erwiesen“, sagte Hüther. Für 2010 müsse sich zeigen, ob noch größere Anpassungsprozesse anstünden. Das Ziel, die Arbeitslosenzahl 2010 unter vier Millionen zu halten, nannte Hüther „sehr ambitioniert“.

Trotz der schwachen Konjunkturaussichten bleibt das Wirtschaftsinstitut bei seiner Wachstumsprognose von 1,5 Prozent für das kommende Jahr. Ein Großteil des erwarteten Zuwachses gehe nicht auf die Konjunktur, sondern auf kräftige geld- und fiskalpolitische Impulse und niedrige Rohstoffpreise in 2009 zurück, sagte Hüther. Für dieses Jahr wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,5 Prozent angenommen.

Hüther äußerte sich kritisch zur Finanzpolitik der neuen Bundesregierung: „Es muss geklärt werden, wie sich das Ziel, die Steuern zu senken, mit der Notwendigkeit der Konsolidierung vereinbaren lässt“, sagte er. Die Staatsausgaben dürften in den nächsten Jahren nur deutlich langsamer wachsen als das nominale Bruttoinlandsprodukt. Hüther erklärte zudem, dass die Bundesregierung mit dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz einen „falschen Akzent“ setze. Die jüngst beschlossene Erhöhung von Kinderfreibetrag und Kindergeld sei eine „Weihnachtsbeglückung, die der Konjunktur nicht hilft“.

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