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Wirtschaftskrise: Qimonda wird zerstückelt

Ein Komplettverkauf des insolventen Dresdener Chipherstellers wird immer unwahrscheinlicher. Allerdings soll es nicht ganz einfach sein, Qimonda aufzuteilen.

Dresden/München - Es sind keine guten Nachrichten, die Insolvenzverwalter Michael Jaffé am heutigen Dienstag den Gläubigern von Qimonda überbringen wird: Knapp fünf Monate nachdem der Chipkonzern Insolvenz angemeldet hat, ist noch immer kein Investor in Sicht. Deshalb versucht der Jurist jetzt, die Einzelteile zu verkaufen. Doch das ist kompliziert und braucht viel Zeit. Ein Sprecher Jaffés bekräftigte zwar, dass „die Tür für Investoren weiter offen steht“. Doch trotz intensiver Suche gebe es bislang keinen ernsthaften Interessenten, der das gesamte Geschäft weiterführen wolle.

Branchenkreise berichten, dass Jaffé jetzt unter Hochdruck Pakete schnürt, um die Einzelteile der ehemaligen Infineon-Tochter an den Mann zu bringen. Analysten gehen davon aus, dass sich Wettbewerber die attraktivsten Sparten aus dem Speicherchipproduzenten herauspicken werden. „Ohne Spezialisten- Know-how lässt sich mit Patenten und Verfahren nicht viel anfangen. Für Unternehmen mit eigenen Fabriken und spezialisierten Leute ist das jedoch interessant“, sagt Rüdiger Spies, Patentanwalt aus München und Analyst beim Marktforscher IDC. Als mögliche Käufer von Qimonda-Sparten gelten Chiphersteller aus Staaten wie Russland oder China, denen das nötige Wissen noch fehlt.

Allerdings sei es nicht ganz einfach, Qimonda aufzuteilen, hieß es in Kreisen, die mit den Vorgängen vertraut sind. So müssten die Patente den jeweiligen Produktbereichen zugeordnet werden, was sehr aufwendig sei. Doch die Zeit dränge, meint Experte Spies: „Die Zyklen, in denen Unternehmen mit ihren Innovationen Geld machen können, werden immer kürzer.“ Allerdings profitiert Jaffé davon, dass die Konkurrenten in Amerika und Asien mit tief roten Zahlen kämpfen und deshalb neue Techniken derzeit nur mit halber Kraft vorantreiben können. Interessant ist vor allem eine neue Konstruktions- und Fertigungstechnik von Qimonda. Mit dem Verfahren werden Speicherchips kleiner, billiger und verbrauchen zudem weniger Strom.

Am 1. April ist das Insolvenzverfahren über Qimonda eröffnet worden, weil die hohen Verluste wegen des massiven Preisverfalls der Speicherchips (D-Ram) nicht mehr zu kompensieren waren. Den Insolvenzantrag hatte Qimonda bereits Ende Januar gestellt, nachdem ein Rettungspaket des Freistaats Sachsen, von Portugal und Infineon nicht zustande gekommen war. Von den 4600 Mitarbeitern an den deutschen Standorten Dresden und München sind inzwischen rund 2500 in Transfergesellschaften gewechselt. Rumpfmannschaften von jeweils etwa 200 Leuten im Werk in Dresden und am Konzernsitz in München kümmern sich derzeit um den Stand-by-Betrieb, damit die Produktion wieder hochgefahren werden kann, sollte sich doch noch ein Investor finden.

Qimonda in seiner einstigen Größe wird es sicher nie mehr geben. Eine Beteiligung an einer Solarfabrik in Portugal hat Jaffé jüngst abgestoßen. Im Umfeld des Juristen hieß es, weitere Verkäufe von Beteiligungen stünden unmittelbar bevor. Ursprünglich hatte das Unternehmen weltweit rund 12 000 Beschäftigte und hatte unter anderem große Standorte in China, Singapur und den USA. Hinter Samsung, Hynix und Micron war die Firma der viertgrößte Hersteller von D-Rams. HB

Dirk Müller-Thederan, Joachim Hofer

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