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Klaus Eberhardt

© dpa

Wirtschaftskrise: Zeitkonten sind fast leer

Die Luft wird dünner. Wegen des drastischen Nachfragerückgangs müssen immer mehr Unternehmer die Puffer in der Belegschaft nutzen, um einen Stellenabbau zu vermeiden. Viele Mitarbeiter haben ihre Überstunden abgebaut - jetzt droht Kurzarbeit.

Bis Anfang Oktober lief bei Rheinmetall alles nach Plan. Für die Automobilzulieferer-Sparte rechnete Vorstandschef Klaus Eberhardt fest mit einem kleinen Umsatzplus, die Budgetplanungen für 2009 waren gemacht. Doch dann drehte sich das Geschäft, die Autobauer stellten ihre Bestellungen zurück. In den Produktionshallen des Konzerns gibt es zunehmend weniger zu tun.

Konfrontiert mit einem drastischen Nachfragerückgang müssen neben dem Rheinmetall-Chef immer mehr Unternehmer die Puffer in der Belegschaft nutzen, um einen Stellenabbau zu vermeiden. Dabei gehen die Firmen in drei Schritten vor, wie das Beispiel Rheinmetall zeigt: Zuerst trennte sich der Zulieferer- und Rüstungskonzern von seinen mehr als 500 Leiharbeitern und den befristeten Beschäftigten, derzeit werden die Arbeitszeitkonten und Urlaubsansprüche ausgeschöpft. Rheinmetall verlängert dazu wie schon die Auto- und Stahlkonzerne die anstehenden Werksferien auf bis zu vier Wochen. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, hilft nur noch Kurzarbeit, um einen Stellenabbau zu vermeiden. Für die erste Jahreshälfte hat der Düsseldorfer Konzern für alle Standorte in Deutschland diesen Schritt bereits angekündigt.

In der Rezession erweisen sich die Arbeitszeitkonten als ein wichtiges Beschäftigungsinstrument. Die im Aufschwung geleistete Mehrarbeit lässt sich dann wieder abbummeln. Der Lohn bleibt dabei gleich. Aus Sicht des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall bewähren sich die Konten in der Krise: „Das hilft dabei, so viele Stammarbeitsplätze so lange wie möglich zu halten“, sagt Hauptgeschäftsführer Ulrich Brocker. Jedoch nur, wenn die Aufträge nicht auf Dauer ausblieben. In dem jetzigen wirtschaftlichen Umfeld stoße das Modell an seine Grenzen, sagt ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi. „Das Modell kann nicht dazu dienen, einen Einbruch über längere Zeit abzufedern.“

Allerdings verschaffen die Guthaben auf den Arbeitszeitkonten den Unternehmen dringend benötigte Zeit. Denn das rasche Schmelzen der Auftragspolster im laufenden Quartal hängt auch damit zusammen, dass die Kunden ihre Lagerbestände bis zum Jahresende abbauen wollen. Sie beugen damit möglichen Abschreibungen vor. Konzernlenker wie Thyssen-Chef Ekkehard Schulz erwarten daher, dass die Bestellungen im ersten Quartal wieder anziehen werden.

Bis dahin aber werden die Arbeitszeitkonten seiner Stahlarbeiter ausgeschöpft sein. Spätestens zum Februar wird dann Kurzarbeit fällig, die von der Arbeitsagentur bewilligt werden muss. mur (HB)

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