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Die Träger des Wirtschaftsnobelpreises 2013.

© Reuters

Wirtschaftsnobelpreis: Was die Finanzmärkte treibt

Der Wirtschaftsnobelpreis geht an drei US-Forscher, die sich mit Kursbewegungen beschäftigen. Einer von ihnen prophezeite die weltweite Finanzkrise.

Berlin - Es sind Fragen, die Sparer, aber auch Politiker und Banker umtreiben: Wie werden sich die Preise für Anlageformen wie Aktien oder Anleihen entwickeln, und durch welche Faktoren werden sie bestimmt? Drei US-Forscher, die Erklärungsansätze für die Bewegungen an den Finanzmärkten entwickelt haben, wurden am Montag mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet: Robert Shiller (Yale University), Lars Peter Hansen und Eugene Fama (beide University of Chicago) erhielten die höchste wissenschaftliche Ehrung für ihre empirische Analyse der Preisbewegungen von Anlagen wie Aktien und Anleihen, erklärte die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm.

Das Preiskomitee lobte besonders den Praxisbezug der Forschung: Die Arbeiten der Ökonomen hätten die Börsen und das Verhalten der Investoren wesentlich beeinflusst und „vielen, vielen Haushalten rund um die Welt geholfen, viel günstiger in Aktienmärkte zu investieren, als sie es sonst gekonnt hätten“, sagte Per Strömberg vom Preiskomitee. „Die Bedeutung ihrer Arbeit ist, dass sie unser Verständnis darüber, wie Finanzmärkte funktionieren, wenn sie gut oder weniger gut funktionieren, wirklich sehr verbessert haben“.

Shiller, der an der Eliteuni Yale lehrt, beschäftigte sich mit Fehlbewertungen von Vermögenswerten und den Gründen dafür. So erkannte der Ökonom Anfang der 80er Jahre, dass Aktienkurse stärker schwanken als im Hinblick auf die Fundamentaldaten wie Dividenden anzunehmen wäre. Dabei arbeitete der Forscher, der auch für Zeitungen schreibt und populärwissenschaftliche Bücher veröffentlicht, praxisnah: Er entwickelte unter anderem den Case-Shiller-Index, der die Hauspreisentwicklung in Metropolen wie Chicago, Boston oder Las Vegas widerspiegelt. Zudem gilt der Ökonom als einer der ersten, der vor einer Spekulationsblase im US-Immobilienmarkt warnte, die als Auslöser der weltweiten Finanzkrise gilt.

Der zweite Preisträger, Fama, fand heraus, dass sich Informationen – wie etwa Quartalszahlen – an den Finanzmärkten sehr schnell in den Kursen niederschlagen. „Famas Forschung basierte auf effizienten und schnell reagierenden Märkten, deren Preise durch Fundamentaldaten geprägt sind, während Shiller die Ungleichgewichte erforschte“, sagt Finanzmarktexperte Markus Demary vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW).

Hansen, ebenfalls von der Universität Chicago, hat sich vor allem um statistische Verfahren verdient gemacht, die sich mit der Funktionsweise von Finanzmärkten befassen.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erklärte, die Preisvergabe unterstreiche, dass Forschung auch „politisch äußerst relevant“ sein könne. „Das Thema der Effizienz der Finanzmärkte der drei Gewinner birgt eines der wichtigsten ungelösten Fragen der Ökonomie“, sagte DIW-Chef Marcel Fratzscher dem Tagesspiegel.

Shiller und Fama galten schon länger als Favoriten für den Nobelpreis. Dennoch zeigte Shiller sich am Montag überrascht über die Auszeichnung. Auch wenn viele Menschen gehofft hätten, dass er den Nobelpreis gewinnen würde – „ich habe es nicht erwartet“, sagte der Ökonom, der per Telefon zur Pressekonferenz zugeschaltet war. Zugleich unterstrich er die Relevanz der Forschung im Gebiet der Finanzmärkte. „Das Finanzwesen steuert die moderne Gesellschaft. Das mag sich für manche Menschen seltsam anhören, aber es ist absolut wahr“, sagte Shiller.

Der Preis für Wirtschaftswissenschaft ist kein offizieller Nobelpreis, weil er nicht im Testament des Dynamit-Erfinders und Stifters Alfred Nobel vorgesehen war. Die Schwedische Reichsbank stiftete die Auszeichnung, die mit acht Millionen Kronen (rund 920 000 Euro) dotiert ist, nachträglich im Jahr 1968. Umstritten ist der Preis auch, weil in der Vergangenheit vor allem US-amerikanische Forscher damit geehrt wurden. mit rtr, dpa

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