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Und nun?

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Wirtschaftsprüfer: Roland Berger gibt Deloitte einen Korb

Überraschende Wende im Übernahme-Poker zwischen Roland Berger und Deloitte: Die Partner der Beratungsfirma stimmen gegen den Verkauf an die Amerikaner.

Düsseldorf/Berlin - Überraschende Wende im Übernahmepoker zwischen Roland Berger und Deloitte: Die 172 Partner von Roland Berger haben am Samstagabend auf ihrem Treffen in Frankfurt am Main kurzfristig entschieden, das Übernahmeangebot der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte abzulehnen. Das erfuhr das „Handelsblatt“ aus dem Umfeld der Beratung. Deloitte bestätigte das Ende der Verhandlungen. „Nach umfassender Evaluierung der Möglichkeiten des Zusammenschlusses haben die Unternehmen gestern Abend beschlossen, die Verhandlungen nicht weiterzuführen und diese beendet“, hieß es am Sonntag in einer Mitteilung.

Mit nur einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen stimmten die Berger-Partner mit überwältigender Mehrheit für die Option, weiter aus eigener Kraft zu wachsen. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass Deloitte ein lukratives Angebot unterbreitet hatte. Demnach wäre Roland Berger in Deloittes Consulting-Arm aufgegangen. Der Name Roland Berger und das derzeitige Management des Hauses wären allerdings erhalten geblieben. Deloitte und Berger zusammen wären hinter McKinsey zur Nummer zwei unter den Strategieberatern weltweit aufgestiegen. Im vergangenen Jahr kam Deloitte mit 170 000 Mitarbeitern auf fast 19,5 Milliarden Euro Umsatz.

Unter den Berger-Partnern hatte es am Samstag in der Frankfurter Villa Kennedy einem Teilnehmer zufolge leidenschaftliche Diskussionen gegeben. Die Initiative für den Zusammenschluss war von Firmengründer Berger selbst ausgegangen, der im Sommer aus dem Aufsichtsrat seines Unternehmens ausgeschieden war. Sein Nachfolger an der Spitze des Aufsichtsrats, Burkhard Schwenker, und der neue Berger-Chef Martin Wittig hatten die Aufgabe, das Deloitte-Angebot zu prüfen und den Partnern vorzustellen.

Roland Berger war nach „Handelsblatt“-Informationen schon länger auf Brautschau. Die Münchener führten auch mit KPMG und Ernst & Young „vertiefte Gespräche“. Allerdings wäre es nur mit Deloitte möglich gewesen, den Namen „Roland Berger“ beizubehalten. Die Wirtschaftsprüfer stehen unter Druck. Sie sind zwar teilweise kapitalstärker geworden, und die Konsolidierung hat schon stattgefunden. Doch die Margen sind gefallen, die Wachstumsfantasie ist begrenzt. Ein Zusammenschluss hätte also beiden Seiten etwas bringen können.

Alle 172 Berger-Partner, denen das Unternehmen gehört, wollen nun ihre Einlage erhöhen. Zu den Summen wollte eine Sprecherin nichts sagen. Nach Informationen aus Branchenkreisen liegen die Einlagen bei 100 000 bis hin zu mehreren Millionen Euro. Die von Roland Berger 1967 in München als Zwei-Mann-Firma gegründete Beratungsgesellschaft hatte im vergangenen Jahr mit 2000 Mitarbeitern gut 600 Millionen Euro erlöst. Immer wieder zählten auch Spitzenpolitiker zu den Kunden des bekanntesten deutschen Unternehmensberaters. HB/rtr

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