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Wirtschaftssenatorin: Obernitz stellt eine Zwischenbilanz des Masterplans Industrie vor

Berlin - Von einen „Gesamtkunstwerk“ spricht die Senatorin und strahlt ein wenig. Es ist das erste Mal, dass Sybille von Obernitz über den Stand der Dinge beim „Masterplan Industrie“ berichtet.

Berlin - Von einen „Gesamtkunstwerk“ spricht die Senatorin und strahlt ein wenig. Es ist das erste Mal, dass Sybille von Obernitz über den Stand der Dinge beim „Masterplan Industrie“ berichtet. Sie zählt Berlin „wieder zu den wachstumsstarken Industriestandorten Deutschlands“. Der Einbruch der Krise 2008/09 sei, anders als im Bundesgebiet insgesamt, inzwischen „überkompensiert“, da es im vergangenen Jahr ein Industriewachstum von knapp elf Prozent in der Stadt gegeben habe. Ein „wesentlicher Baustein“ dieser schönen Statistik sei der Masterplan gewesen. „Wir bringen Projekte gemeinsam voran.“

Vor zwei Jahren unter Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) aufgelegt, haben sich alle möglichen Akteure und Institutionen aus Wirtschaft und Politik auf insgesamt 34 Projekte verständigt, mit denen der Industriestandort profiliert werden soll. Die Projekte verteilen sich auf vier „Aktionsfelder“: Rahmenbedingungen (z.B. Verwaltungshandeln), Innovationen (vor allem Wissenstransfer aus der Wissenschaft in die Wirtschaft), Fachkräfte (u.a. Schulbildung, Aus- und Weiterbildung) sowie Standortkommunikation (Vermarktung des Standorts, Messeauftritte, Firmenansiedlungen).

Die neue Wirtschaftssenatorin hat inzwischen eigene Akzente gesetzt. Sie erläutert das „Projekt Industriehospitanz“, mit dem Mitarbeiter ihrer Verwaltung ihren Horizont erweitern sollen. Insgesamt würden in diesem Jahr 20 Personen aus der Senatsverwaltung für Wirtschaft „für drei bis fünf Tage direkt in Industrieunternehmen entsandt werden, um vor Ort ihr Verständnis für Industriebelange zu erhöhen beziehungsweise aufzufrischen“. Eine tolle Sache, „das ist etwas ganz Handfestes“, freut sich die Wirtschaftssenatorin und beschreibt damit auch ihr Politikverständnis. Gefragt nach dem Unterschied zu ihrem Vorgänger, antwortet sie mit „mehr Verbindlichkeit“ und „Ergebnisorientierung“. Sie will den Wust aus Projekten, Zielen und Wünschen handhabbar machen und dazu in der zweiten Jahreshälfte das ganze Programm des Masterplans evaluieren.

„Es ist gut, dass Wirtschaftssenatorin von Obernitz ganz im Gegensatz zu ihrem Amtsvorgänger Wolf einen bewussten Schwerpunkt auf die Unterstützung und Entwicklung der Industrie setzt“, lobte Heiko Melzer, der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, am Freitag die parteilose Senatorin. Das stimmt zwar nicht, artikuliert aber den besonderen Wahrnehmungsanspruch der neuen Regierungspartei CDU, auf deren Ticket Obernitz in den Senat gefahren ist. „Der neue Schub durch die Regierungsbeteiligung der CDU und der Wirtschaftssenatorin tut der Berliner Industriepolitik spürbar gut“, glaubt Melzer.

Neben den Betriebspraktika ihrer eigenen Leute stellte von Obernitz am Freitag einige andere Projekte heraus. Der Innovationstransfer und die Ausgründungen aus den Unis würden mit 2,4 Millionen Euro gefördert. „Wir unterstützen Förderung in Köpfe und weniger in Schreibtische“, sagte die Senatorin. Besonders gut funktioniere die Humboldt-Innovation GmbH, die in Adlershof einen eigenen „Präinkubator“ eingerichtet habe: „Ein Gründerhaus, das Gewerberäume in einem kreativen Umfeld für Gründer mit innovativen Ideen anbietet und in dem die Gründer Expertenunterstützung zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsideen finden.“

Handlungsbedarf sieht Obernitz bei der Versorgung kleiner und mittlerer Firmen mit Kapital. „Wir haben nicht zu wenig, aber die Leute wissen nicht, wie sie darankommen.“ Eine Arbeitsgruppe der landeseigenen Förderbank IBB soll nun Vorschläge zur Verbesserung der Informationen erarbeiten.

„Was tue ich konkret?“, fragte Obernitz schließlich und legte los: Für die Industrie werben und Firmen besuchen. Auch auf der Hannover-Messe sei sie gewesen. Die „Lange Nacht der Industrie“, die kürzlich erstmals stattfand, möchte sie dauerhaft etablieren. Und die nächste Wirtschaftskonferenz im Herbst werde sich auch der Industrie widmen. „Am Ende ist alles sehr handfest, was da passiert.“

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