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Bau auf. Mit einem um bis zu 3,5 Prozent höheren Bruttoinlandsprodukt rechnen Ökonomen für 2011 – zuletzt war die Bauwirtschaft der Wachstumsmotor.

© dapd

Wirtschaftswachstum: Alles wieder gut

Deutschlands Wirtschaft wächst zu Jahresbeginn um 5,2 Prozent und produziert mehr als vor der Krise. In den kommenden Quartalen dürfte die Dynamik allerdings leicht nachlassen, befürchten Ökonomen.

Berlin - Die deutsche Wirtschaft dürfte in diesem Jahr um deutlich mehr als drei Prozent zulegen. Mehrere Ökonomen korrigierten am Freitag ihre Wachstumsprognose für 2011 nach oben, nachdem das Statistische Bundesamt für das erste Quartal ein enormes Wachstum gemeldet hatte. „Damit wurde das Vorkrisenniveau von Anfang 2008 bereits jetzt wieder überschritten“, erklärte die Behörde. Im europäischen Vergleich war Deutschland zusammen mit Frankreich das Zugpferd – die südlichen Länder kamen indes kaum von der Stelle.

Verglichen mit dem Vorquartal wuchs die Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent, gegenüber dem Jahresanfang 2010 waren es 5,2 Prozent. Dies sei das stärkste Plus seit der Wende gewesen, erklärte das Statistikamt. Die wichtigste Stütze war die Binnenwirtschaft: Die Investitionen sowie der Konsum wuchsen beträchtlich, vor allem aber legte die Bauwirtschaft stark zu. Das geht auf das schlechte Wetter im Dezember 2010 zurück – in den folgenden milden Monaten konnten die Unternehmen die Rückstände aufholen. Auch der Export spielte eine wichtige Rolle: Das Auslandsgeschäft der Unternehmen sei weiter gewachsen, hieß es. Auch der Arbeitsmarkt profitierte: 40,4 Millionen Beschäftigte erarbeiteten das Inlandsprodukt, 550 000 mehr als vor einem Jahr.

„Der Einstieg ins Jahr 2011 ist hervorragend gelungen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP), der sich erstmals zur Konjunktur äußerte. „Die Zahlen belegen, dass die deutsche Wirtschaft weiter an Fahrt gewinnt.“ Der neue Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnte indes davor, die Zahlen zu hoch zu bewerten. Sie seien im Wesentlichen durch Nachholeffekte nach dem besonders kalten Winter geprägt, ließ er erklären. Die konjunkturelle Grundtendenz sei deutlich niedriger anzusetzen.

„Die deutsche Wirtschaft strotzt vor Kraft“, befand dagegen Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Das Ergebnis übertreffe alle Erwartungen. Im gesamten Jahr werde die Wirtschaftsleistung deshalb um 3,4 Prozent zunehmen. Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe hält sogar bis zu 3,5 Prozent für möglich. Zuwachsraten von mehr als drei Prozent in zwei aufeinander folgenden Jahren hat es seit der Wende hierzulande bislang nicht gegeben.

In den kommenden Quartalen dürfte die Dynamik allerdings leicht nachlassen, befürchten Ökonomen. Sie nennen den gestiegenen Euro-Wechselkurs, das teure Öl und die europäische Schuldenkrise als Grund. Hinzu kommt der neue Kurs der Europäischen Zentralbank: Sie wird voraussichtlich im Juli zum zweiten Mal in diesem Jahr die Leitzinsen erhöhen, um die zuletzt raschere Preissteigerung wieder in den Griff zu bekommen.

Deutschland ist zusammen mit Frankreich die Konjunkturlokomotive der Euro-Zone. Das durchschnittliche Wachstum in der Währungsunion lag zwischen Januar und Ende März aber nur bei 0,8 Prozent. Italien, das drittstärkste der 17 Euro-Länder, kam kaum vom Fleck. Auch in Spanien und Portugal herrschte nahezu Stagnation. Dennoch ist die EU-Kommission optimistisch. „Der Aufschwung in Europa steht auf soliden Füßen und wird sich trotz der jüngsten Turbulenzen und Spannungen auf dem Markt für Staatsanleihen weiter fortsetzen“, sagte Währungskommissar Olli Rehn.

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