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Wirtschaftswachstum: OECD sieht Deutschland in tiefer Krise

Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit sieht Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise. Auch 2010 soll es kein nennenswertes Wachstum geben.

Berlin - Die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) sieht Deutschland in einer tiefen Wirtschaftskrise. Im laufenden Jahr werde die Wirtschaftsleistung um 5,3 Prozent schrumpfen und im kommenden Jahr um 0,2 Prozent wachsen, also stagnieren, warnte die OECD am Dienstag. „Die deutsche Wirtschaft wird mit am stärksten betroffen sein vom Einbruch des Welthandels“, sagte Chefvolkswirt Klaus Schmidt-Hebbel. „Grund ist die Spezialisierung auf Investitionsgüter und Autos, für die es im Moment weltweit weniger Nachfrage gibt.“ Die Ausfuhr von Waren und Dienstleistungen werde deshalb in diesem Jahr um 16,5 Prozent einbrechen. Nur Japan leide im Kreis der sieben größten Industrienationen der Welt (G 7) stärker unter der Krise.

Die OECD rät der Bundesregierung daher zu einem weiteren Konjunkturpaket. „Wegen der stark steigenden Arbeitslosigkeit sollten weitere Maßnahmen vor allem das Ziel haben, Arbeitslose wieder in Beschäftigung zu bringen“, sagte Schmidt-Hebbel. Weniger als ein Zehntel der bisher bereitgestellten 80 Milliarden Euro stehe für eine aktive Arbeitsmarktpolitik zur Verfügung.

Die OECD ist mit ihren Prognosen pessimistischer als die meisten deutschen Experten. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise erwartet für dieses Jahr einen Konjunktureinbruch von lediglich drei Prozent, dem 2010 ein robustes Wachstum von zwei Prozent folgen werde. „Die positiven Impulse aus dem Konjunkturprogramm, die niedrigen Zinsen und die massiv gesunkenen Rohstoffpreise beginnen zu wirken“, sagte Heise am Dienstag. Die beiden Großbanken sind pessimistischer: Die Deutsche Bank erwartet, dass die Wirtschaft 2009 im günstigsten Fall um fünf Prozent schrumpft, während die Commerzbank das Minus auf sechs bis sieben Prozent beziffert hat.

Nach acht Jahren starken Wachstums wird die gesamte Weltwirtschaft laut Weltbank in diesem Jahr um 1,7 Prozent schrumpfen – zum ersten Mal in der Nachkriegszeit. Die Industrieländer rund um den Globus rutschen demnach in eine Rezession, und auch viele Schwellenländer müssen mit dramatisch sinkendem Wachstum rechnen. Weltbankpräsident Robert Zoellick appellierte an die Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer, die am Donnerstag in London zusammenkommen. „Für das 21. Jahrhundert brauchen wir Marktwirtschaften mit einem menschlichen Antlitz“, sagte er in London. Er nimmt ebenfalls an dem Gipfeltreffen teil. mod

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