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Wirtschaftsweise: Konsum rettet Wachstum

Der Sachverständigenrat der Bundesregierung senkt die Wachstumsprognose auf 0,3 Prozent. Von der Industrie erwarten die Experten im laufenden Jahr nicht allzu viel Positives.

Man muss sich Christoph Schmidt derzeit als eine gespaltene Persönlichkeit vorstellen. Vergangene Woche hob er als Präsident des Essener Wirtschaftsinstituts RWI die Wachstumsprognose an – von 0,3 auf 0,6 Prozent in diesem Jahr. Als Chef im Rat der Wirtschaftsweisen tat Schmidt am Montag das genaue Gegenteil: Er senkte die Prognose von 0,8 auf 0,3 Prozent. „Positive Wachstumsimpulse dürften nur aus dem Inland kommen“, schreiben die von der Regierung beauftragten Forscher. Der Außenhandel bremse dagegen 2013 die Konjunktur – die Deutschen importieren also mehr, als sie weltweit verkaufen.

Der wichtigste Grund für die Korrektur war der Einbruch Ende 2012: Europas größte Volkswirtschaft schrumpfte so stark wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Dadurch nahm sie weniger Schwung ins Jahr 2013 mit. Bei ihrer Vorhersage vom November konnten die Sachverständigen dies noch nicht berücksichtigen.

Hinzu komme nun die ungünstige Auftragslage in der Industrie, die bis Mitte des Jahres nur eine schwache Dynamik ermögliche. Die Wirtschaftsweisen nehmen an, dass die Investitionen erneut rückläufig sein werden. Dagegen werde der Konsum angesichts der stabilen Arbeitsmarktlage und des deutlichen Anstieges der Nettolöhne spürbar zulegen.

Trotz der Stagnation werde der Trend bei den Erwerbstätigenzahlen anhalten: Die Sachverständigen gehen von einem Anstieg von 0,3 Prozent auf 41,7 Millionen aus. Zugleich wächst die Arbeitslosenzahl im Vergleich zum vergangenen Jahr um 52 000 Menschen auf 2,95 Millionen. Mit ihrer neuen Prognose zeigen sich die Wirtschaftsweisen vergleichsweise pessimistisch. Sogar die skeptische Bundesbank rechnet mit einer höheren Wachstumszahl (0,4 Prozent). Eine ganz andere Welt sieht das sehr zuversichtliche Haller Institut IWH, es rechnet mit 1,5 Prozent Wachstum. brö

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