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Alles stehen und liegen lassen! Zum WM-Halbfinale ruht vielerorts die Arbeit.

© picture-alliance/ ZB

WM-Halbfinale: Erst der Fußball, dann die Arbeit

Viele Arbeitgeber erlauben den Mitarbeitern, das WM-Halbfinale zu sehen. In manchen Unternehmen stehen sogar die Bänder still.

Berlin - Ganz Deutschland ist im WM- Fieber. Doch viele Schichtarbeiter haben ein Problem: Das Halbfinale Deutschland gegen Spanien findet während ihrer Arbeitszeit statt. Einige Unternehmen sind großzügig und bieten Lösungen für die Fußballfans an: „Wir machen alles möglich“, sagt ein Siemens-Sprecher. „Jeder, der Fußball schauen will, wird auch Fußball schauen können.“ Bereits bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren habe es da keine Schwierigkeiten gegeben. „Auch diesmal wird es kein Problem sein“, sagt der Sprecher. „Wir bewerben uns um den Titel als Deutschlands bester Arbeitgeber.“

Doch da muss sich Siemens ein bisschen anstrengen: Beim Autobauer Daimler stehen am heutigen Mittwochabend in allen deutschen Werken die Bänder still – die Mitarbeiter haben fußballfrei. Der Autobauer legt die Spät- und Nachtschichten so, dass die Arbeiter das Spiel sehen können. Im größten Werk von Daimler in Sindelfingen etwa endet die Spätschicht bereits um 19.30 Uhr statt um 22 Uhr. Der Beginn der Nachtschicht wurde von 22 Uhr auf ein Uhr am darauffolgenden Tag verschoben. So bleibt den Mitarbeitern genug Zeit, auch ein eventuelles Elfmeterschießen mitzuerleben. Auch der Triebwerkshersteller MTU Aero Engines schickt seine Mitarbeiter im Werk in Berlin-Ludwigsfelde bereits um 20 Uhr und nicht wie normalerweise um 22 Uhr in den Feierabend.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts gibt es in Deutschland ungefähr 5,6 Millionen Erwerbstätige, die im Schichtdienst arbeiten. Das sind knapp 15 Prozent aller Arbeitnehmer. In vielen Unternehmen haben die Mitarbeiter schon vor einiger Zeit begonnen, ihre Schichten zu tauschen, um die entscheidenden Spiele nicht zu verpassen. „Wir beschäftigen so viele Mitarbeiter aus anderen Nationen, da finden sich auch immer welche, denen die Deutschlandspiele nicht so wichtig sind“, sagt der Siemens-Sprecher.

In einigen Unternehmen bieten die Arbeitszeiten einen gewissen Spielraum, und Mitarbeiter können die Gleitzeitregelung nutzen. So hält es zum Beispiel BMW. „Die Mitarbeiter aller deutschen Werke können sich das Fußballspiel ansehen“, sagt eine Sprecherin. „Die individuellen Lösungen sehen vor, dass die ,verlorene‘ Zeit in den meisten Fällen bereits in den nächsten Tagen nachgeholt wird.“

Auch Rolls Royce in Berlin-Dahlewitz und Bayer Schering Pharma versuchen allen Mitarbeitern, die das Spiel sehen wollen, dies auch zu ermöglichen, sagen Sprecher der beiden Unternehmen. Der Schichtbetrieb laufe sowohl beim Triebwerkshersteller als auch beim Pharmakonzern ganz normal weiter – in den Kantinen seien jedoch Leinwände aufgestellt. Wer es mit den Führungskräften abgesprochen hat, kann sich ausstempeln, Fußball schauen und die versäumte Zeit im Anschluss nachholen. „Fernsehen ist schließlich Freizeit“, betont die Sprecherin von Rolls Royce, die allerdings eingesteht, dass die Kantine beim letzten Spiel „recht voll“ gewesen sei.

Public Viewing in der Kantine von Industrieunternehmen – und auch in der Charité. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehe es offen, das Spiel anzusehen, sofern es ihre „Arbeitsaufgaben zulassen“ und vorhandene Überstunden oder Gleitzeitkontingente „genutzt werden können“, lässt die Klinik wissen.

Ganz anders bei der BVG. Der öffentliche Nahverkehr rollt weiter, die Fahrer dürfen im Dienst weder fernsehen noch Radio hören und auch kein Handy benutzen. Die BVG teilt ihren Fahrern und Fahrgästen allerdings über die Leitstelle die Ergebnisse mit: „Wer mit uns fährt, bleibt informiert“, sagt ein Sprecher der BVG. Schwerer haben es die deutschen Fluglotsen. In deren Betriebsräumen herrscht ein striktes Handyverbot, und alle Durchsagen, die den regulären Arbeitsbetrieb stören könnten, sind ebenfalls verboten. „Der Betrieb wird so aufrechterhalten, als gäbe es kein Spiel“, sagt eine Sprecherin der Deutschen Flugsicherung. „Wir können die Flugzeuge ja schließlich nicht in der Luft kreisen lassen.“

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