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Wirtschaft: Wochenlanger Streik bei General Motors beendet

NEW YORK .Nach einem mehr als siebenwöchigen Arbeitskampf in zwei Teilewerken der General Motors Corporation (GM), der fast die gesamte nordamerikanische Produktion lahmgelegt und den weltgrößten Autohersteller 2,2 Mrd.

NEW YORK .Nach einem mehr als siebenwöchigen Arbeitskampf in zwei Teilewerken der General Motors Corporation (GM), der fast die gesamte nordamerikanische Produktion lahmgelegt und den weltgrößten Autohersteller 2,2 Mrd.Dollar gekostet hat, gab die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) nach Börsenschluß am Dienstag abend eine vorläufige Einigung bekannt.Kurz danach bestätigte auch GM den Pakt.Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt.Die Beschäftigten müssen noch zustimmen.Dies sollte im Laufe des Mittwochs geschehen.Die Einigung sieht vor, daß GM von Werksschließungen absieht und eine Schadensersatzklage fallen läßt.Im Gegenzug sollen die Mitarbeiter ihre Produktivität steigern.

"Ich weiß, es war eine harte Zeit, nicht nur für unsere Mitglieder, sondern für die ganze Stadt", sagte UAW-Präsident Stephen Yokish in Flint (Michigan), wo der Arbeitskampf am 5.Juni begonnen hatte.Betroffen waren 27 der 29 nordamerikanischen GM-Montagewerke und weitere 100 Teilefabriken, so daß die Geschäftsleitung mehr als 192 900 Arbeiter nach Hause schicken mußte.Berührt waren außerdem Dutzende von Zulieferern.

Yokish sprach die Hoffnung aus, daß die Gewerkschaft und GM künftige Konflikte mit besseren Mittel beilegen werden.Der stellvertretende Personalchef Gerald Knechtel, der für GM verhandelte, pflichtete Yokish bei.GM habe Interesse daran, mit der Gewerkschaft ein konstruktiveres Verhältnis aufzubauen, versicherte er.

Bei den Streiks in Flint ging es um die Zukunft der Fabriken, Werksregeln, die aus GMs Sicht überholt sind, Sicherheit am Arbeitsplatz und die Vergabe von Produktionsaufträgen an Zulieferer.Die UAW argwöhnt, GM habe Pläne, in die Flint-Fabriken zu investieren, fallengelassen und wolle die Produktion zunehmend nach Mexiko und Übersee verlagern.Als sich nach sechs Wochen Streik noch immer keine Einigung abgezeichnet hatte, reichte GM gegen die UAW Klage ein.Die Gewerkschaft habe im vorliegenden Fall kein Streikrecht, machte GM am Dienstag vergangener Woche geltend.Zugleich forderte GMs Syndikus Thomas Gottschalk ein Schlichtungsverfahren, um den Streik möglichst schnell einzustellen.Am Sonnabend, dem letzten Tag der Anhörungen, begannen Marathonverhandlungen, denn weder GM noch die UAW wollten eine Niederlage riskieren.Für die Konzernleitung stand viel auf dem Spiel.Ende August müssen die neuen Modelle bereit sein, weil GM sonst von der Konkurrenz abgehängt würde.

Die jetzt getroffene Vereinbarung verpflichtet GM nach Angaben der Gewerkschaft, in Flint die angekündigte Investition in Höhe von 300 Mill.Dollar zu tätigen.Im Gegenzug sei eine Steigerung der Produktivität zugesagt worden.Bis Ende nächsten Jahres soll der Konzern vom Verkauf von Fabriken in Dayton (Ohio) und Flint absehen.Im Gegenzug werde die UAW beide Ohio-Werke nicht bestreiken.Presseberichten zufolge sollen Werksregeln, wonach Arbeiter nach Hause gehen dürfen, sobald sie ein bestimmtes Pensum erreicht haben, beibehalten und die Erhöhung der Produktivität mit anderen Mitteln erreicht werden.Laut UAW werden 160 000 Arbeiter, die wegen des Ausstandes zu Hause bleiben mußten, eine Urlaubsgeld-Nachzahlung von insgesamt 130 Mill.Dollar erhalten.

US-Arbeitsministerin Alexis Herman sagte nach der Einigung, Präsident Clinton habe am Nachmittag in einem Telephongespräch mit Yokish und GM-Spitzenmanager Jack Smith betont, wie wichtig die Beendigung des Streik nicht nur für die Kontrahenten, sondern für das ganze Land sei.An der New Yorker Börse zogen GM-Aktien in Erwartung einer Einigung am Montag und Dienstag um mehr als drei Dollar auf 74,25 Dollar an.In den sieben Streikwochen war der Kurs aber niemals unter 65 Dollar gefallen.Die Börse honorierte den harten Kurs des Managements, das Anstrengungen unternahm, die Produktivität zu erhöhen.Gleichwohl blieb GM trotz Fortschritten in den letzten Jahren hinter den Konkurrenten Ford Motor Company und Chrysler Corporation zurück.Nach Analysteneinschätzung muß GM in den USA und Kanada mindestens 50 000 Arbeitsplätze abbauen.Branchenexperten rechnen damit, daß es bis zu zehn Tage dauern wird, bis die Autoproduktion wieder reibunglos läuft.

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