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Steigende Mieten. In besonders begehrten Städten oder Stadtvierteln dürfen die Preisanstiege bei Neuvermietungen gedeckelt werden.

© picture alliance / dpa

Wohnungen: Immobilienwirtschaft klagt über Kosten

Steuern, Auflagen, Kappungsgrenzen: Der Branchenverband warnt vor Wohnungsnot und steigenden Mieten.

Die deutsche Immobilienwirtschaft warnt vor einer stärkeren Regulierung des Wohnungsmarktes – dringt zugleich aber auf ein größeres öffentliches Engagement beim sozialen und altersgerechten Wohnungsbau. „Wir erwarten von der Politik, dass die Interessen der gesamten Immobilienwirtschaft ausgewogen berücksichtigt werden, da das Wohnen in Deutschland für alle bezahlbar bleiben muss“, sagte Walter Rasch, Vorsitzender der neuen Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland (BID), am Mittwoch in Berlin.

Die jüngst beschlossene Kappung von Neuvertragsmieten, höhere Grunderwerbs- und Grundsteuern oder die Auflagen bei der energetischen Gebäudesanierung stoßen in der Branche auf besonderen Widerstand. Reagiert wird mit einer versteckten Drohung: „Bürdet man den Unternehmen immer höhere Kosten auf, wird sich das bei den Mieten bemerkbar machen“, sagte Rasch. Zugleich komme der dringend nötige Neubau von Wohnungen zum Erliegen, weil sich Investitionen nicht mehr lohnten.

Angesichts drastisch gestiegener Mieten in einigen Ballungsräumen ist den Ländern seit Jahresanfang erlaubt, Mieterhöhungen in begehrten Städten oder Stadtvierteln stärker zu deckeln. Statt um 20 Prozent dürfen Mieten dort binnen drei Jahren nur noch um bis zu 15 Prozent steigen. Die SPD will den Anstieg der Wohnungsmieten bei Neuverträgen per Gesetz auf zehn Prozent beschränken. Bei bestehenden Mietverträgen soll die Erhöhung auf 15 Prozent innerhalb von vier Jahren gedeckelt werden.

„Wir brauchen die Freiheit, neue Immobilien langfristig entwickeln zu können“, warnte Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien-Ausschusses (ZIA). Stattdessen finde der Staat immer neue Wege, um Geld abzuschöpfen. Kurzfristiger Aktionismus löse die Probleme nicht, sondern verschärfe im Gegenteil den Druck auf die Mieter, sagte Mattner. Beim Wohnungsneubau in den Großstädten muss nach BID-Angaben mit Kosten von acht bis zwölf Euro pro Quadratmeter kalkuliert werden, die Bestandsmieten lägen im Schnitt aber deutlich darunter. Würden mögliche Mieterhöhungen nun zusätzlich gekappt, zögen sich viele Investoren zurück. Der Wohnungsbau zieht seit 2009 zwar wieder an (siehe Grafik), die Zahl der insgesamt fertiggestellten Wohnungen liegt aber immer noch auf einem niedrigen Niveau. 2011 wurden nach Angaben der Pfandbriefbanken lediglich 183 000 Wohnungen errichtet. In Prozent des jeweiligen Wohnungsbestandes kamen demnach im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre pro Jahr nur 0,53 Prozent des Eigenheimbestandes und 0,27 Prozent des Bestandes an Wohnungen in Mehrfamilienhäusern neu auf den Markt.

An der Schaffung altengerechten Wohnraums sollten sich nach Ansicht der Branche auch die Pflegekassen beteiligen. Angesichts des demografischen Wandels müssen laut BID bis 2020 drei Millionen Wohnungen altengerecht umgebaut werden. Dafür würden 38 bis 40 Milliarden Euro gebraucht. „Die Pflegeversicherung muss unbedingt mit anpacken, sonst ist das nicht zu schaffen“, sagte der Präsident des GdW Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Axel Gedaschko. Derzeit seien nur etwa 550 000 der 40 Millionen Wohnungen in Deutschland altengerecht hergerichtet. Gedaschko plädierte dafür, bald wieder Bundesmittel für das KfW-Förderprogramm „Altersgerecht Umbauen“ bereitzustellen. „Es muss eine neue Kooperation zwischen Pflegeversicherung und Wohnungswirtschaft geben“, forderte auch ZIA-Präsident Mattner.

Im BID sind seit Oktober 2012 acht Branchenverbände zusammengeschlossen, darunter neben GdW und ZIA auch der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW), der Maklerverband IVD und der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VGF). Bewertet zu Wiederbeschaffungspreisen waren 2011 laut BID etwa 4360 Milliarden Euro in Wohnungen angelegt.

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