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Wirtschaft: WTO-Chef will Globalisierung nicht um jeden Preis

Neuer Generaldirektor der Welthandelsorganiation plant bessere technische Hilfen für arme Staaten

Genf (jdh). Der neue Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Supachai Panitchpakdi, will seine dreijährige Amtszeit dazu nutzen, die Vorteile der Globalisierung gerechter zu verteilen. „Wir müssen Millionen von Menschen in Entwicklungsländern helfen“, forderte der 56-jährige Supachai am Montag während seines ersten öffentlichen Auftretens als WTO-Chef in Genf (siehe Lexikon oben). „Wir müssen ihre Lebensqualität verbessern, ihre Arbeitssituation und die Umweltbedingungen, in denen sie sich bewegen.“ Der Thailänder machte klar, dass er „die Globalisierung nicht koste was es wolle vorantreiben“ werde.

Supachai ist der erste Chef der Genfer Institution, der aus einem Entwicklungsland stammt. Um sein Ziel einer ausgewogeneren Verteilung zu erreichen, plant der Thailänder, sich stark in die derzeitigen Verhandlungen für eine weitere Liberalisierung der Weltmärkte einzumischen. Die Entwicklungsrunde startete im Frühjahr beim WTO-Treffen in Doha. Die 144 WTO- Mitgliedsländer feilschen über einen besseren Zugang zu fremden Märkten – vor allem bei den Dienstleistungen und der Landwirtschaft. Dort beklagen die Vertreter der Entwicklungsländer bitter die protektionistischen Praktiken der großen WTO-Blöcke EU, USA und Japan.

Supachai will in Zukunft auch die technische Hilfe für arme Staaten verbessern. Mit diesem Job wird eigens einer seiner vier Stellvertreter beauftragt. Auch die Kooperation mit anderen internationalen Organisationen wie der Weltbank, der Internationalen Arbeitsorganisation oder dem Internationalen Währungsfonds soll nach Plänen Supachais auf eine neue Stufe gehoben werden. „Wir wollen den Handel als ein Instrument für eine nachhaltige Entwicklung verbessern.“

Für seine Ideen wird der frühere Vizepremier Thailands auf dem Weltgipfel in Johannesburg werben – die erste offizielle Mission des neuen WTO-Bosses. Auch plant Supachai das Profil des Generaldirektors auf dem brisanten Feld der Streitschlichtung zu schärfen. „Die Autorität des Generaldirektors muss gestärkt werden, ich sehe die Rolle darin, die Kommunikation zwischen den Parteien zu verbessern.“

Derzeit belasten die Konflikte zwischen den Handelsgiganten USA und EU das Klima in der WTO. Im Falle einer Eskalation des Stahldisputs und des Streits um Steuergeschenke für US-Exporteure wie Boeing oder Microsoft droht ein Handelskrieg. Die Zeche über höhere Preise müssten die Konsumenten in den EU-Ländern und den Vereinigten Staaten zahlen.

Ebenso plant der ehemalige Bankmanager, multinationale Unternehmen stärker an die WTO heranzuführen. Dafür könnte ein Business-Beratungs-Rat etabliert werden. Darin sollen nach den Überlegungen des promovierten Ökonomen Supachai große Firmen „ihren eigenen Verhaltenskodex aufbauen“. Supachai will sich bei den Chefs großer Unternehmen anbieten, ein solches Forum zu organisieren.

Früher gemachte Äußerungen, er wolle mit einem Verhaltenskodex den Einfluss von Unternehmen auf Entscheidungen der Welthandelsorganisation zurückdrängen, wollte Supachai nicht mehr gelten lassen: „Da habe ich wohl einige unklare Statements abgegeben“, sagte er.

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