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Chinas Yuan wird Weltreservewährung.

© Reuters

Yuan wird Weltreservewährung: Chinas Wirtschaft braucht mehr Liberalisierung

Der Yuan steigt zur IWF-Weltreservewährung auf – eine Belohnung für Chinas Führung. Doch die darf nicht nachlassen darin, das Unternehmertum zu stärken. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Über Jahre haben die Chinesen hierauf hingearbeitet. Jetzt ist es soweit: Der Internationale Währungsfonds (IWF) nimmt den Yuan in den Kreis der wichtigsten Weltwährungen auf. Damit wird die chinesische Währung ähnlich bedeutend wie US-Dollar, Euro, Yen und das britisches Pfund. IWF-Chefin Christine Lagarde spricht von einem „wichtigen Meilenstein“ für China. Zu Recht.

Denn auch wenn die chinesischen Wirtschaft längst nicht mehr so stark wächst, wie man es gewohnt war: Ihr Einfluss ist enorm. Schon jetzt ist China gemessen an der Wirtschaftskraft die zweitwichtigste Volkswirtschaft der Welt: Nur die USA stellen jährlich noch mehr Waren und Dienstleistungen her. Zum Wachstum der Weltwirtschaft trägt China ein Drittel bei. Und: Kein Land verkauft so viel ins Ausland wie die Volksrepublik.

Dass die chinesische Währung trotzdem international bisher eine so kleine Rolle gespielt hat, hat einen Grund: Die Regierung in Peking hat ihre Kursentwicklung streng reguliert. Anders als etwa der Euro ist der Yuan nicht frei handelbar. Stattdessen gibt Peking jeden Tag einen Mittelwert vor, um den der Kurs nur begrenzt schwanken darf. Während beim Euro oder Dollar die Nachfrage entscheidet, zu welchen Kurs die Währungen getauscht werden, bestimmt das beim Yuan die Regierung.

Hoch anrechnen muss man China allerdings, dass das Land zuletzt einen großen Schritt auf den Westen zugegangen ist. So ignoriert die chinesische Notenbank bei der Festsetzung der Wechselkurse den Markt nicht mehr einfach – sondern berücksichtigt den Schlusskurs vom Vortag. Und auch sonst hat die Regierung viel getan, um den Finanzmarkt zu öffnen. Zum Beispiel hat sie die Obergrenze für Einlagenzinsen aufgehoben: Banken können nun selbst entscheiden, wie viel Zinsen sie ihren Kunden für ihr Erspartes zahlen wollen. All das sind kleine, aber wichtige Schritte in Richtung Liberalisierung.

Das Land muss bereit sein, sich zu öffnen

So sieht das auch der IWF – und hat den Yuan deshalb nach jahrelanger Diskussion in seinen Währungskorb aufgenommen. Die Entscheidung ist damit vor allem eins: ein Vertrauensvorschuss. Lagarde erkennt mit dem Schritt die bisherigen Reformen Chinas an – wohlwissend, dass sie noch längst nicht abgeschlossen sind. Deshalb darf die Regierung in Peking nun auch bloß nicht den Fehler machen und sich entspannt zurücklehnen. Im Gegenteil. Sie muss erst Recht zeigen, dass das Land tatsächlich bereit ist, sich zu öffnen. Dass sie nicht nur eine Show veranstaltet hat, um in den Währungsclub des IWF aufgenommen zu werden.

Und die Liste der ausstehenden Reformen ist lang. So dominieren noch immer Staatskonzerne die chinesische Wirtschaft – obwohl die Regierung versprochen hat, freies Unternehmertum zu stärken. Gleichzeitig ist die Wirtschaft viel zu stark von Staatsausgaben abhängig – was angesichts der wachsenden Schulden in vielen Regionen Chinas schon jetzt ein gravierendes Problem ist. Und auch sonst gibt es vieles, was aus westlicher Sicht schlichtweg unverständlich ist: zum Beispiel, dass die Höhe der Sozialleistungen noch immer vom Geburtsort abhängt. Vom Fehlen einer Presse- und Meinungsfreiheit ganz zu schweigen. China hat nun die Chance, aufgeschobene Reformen anzugehen. Hoffen wir, dass das Land sie nutzt.

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