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Wirtschaft: Zähes Ringen um den Tarifvertrag

Zum Börsengang Mitte des kommenden Monats will die Münchener Siemens-Tochter Infineon AG mit dem Großteil ihrer Inlandsbelegschaft dem Geltungsbereich des Flächentarifvertrags für die Metall- und Elektroindustrie beitreten. Dieses Einlenken des Managements habe ein Ergänzungstarif ermöglicht, der für Mangelberufe eine befristete Ausweitung der Regelarbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche erlaubt, teilten Vertreter von Belegschaft und IG Metall nach zähen Verhandlungen in München mit.

Zum Börsengang Mitte des kommenden Monats will die Münchener Siemens-Tochter Infineon AG mit dem Großteil ihrer Inlandsbelegschaft dem Geltungsbereich des Flächentarifvertrags für die Metall- und Elektroindustrie beitreten. Dieses Einlenken des Managements habe ein Ergänzungstarif ermöglicht, der für Mangelberufe eine befristete Ausweitung der Regelarbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche erlaubt, teilten Vertreter von Belegschaft und IG Metall nach zähen Verhandlungen in München mit.

Der Standort Dresden mit seinen rund 3000 Mitarbeitern soll allerdings auch weiterhin eine tariffreie Zone bleiben. Dort betreibe der Siemens-Konzern "Lohndumping", kritisierte IG-Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer die "gerade noch akzeptable" Einigung. Dortige Siemensianer erhalten nach Belegschaftsangaben jährlich rund 2500 Mark weniger Lohn als ihre Kollegen in München und Regensburg und arbeiten schon jetzt in der Regel 40 Stunden wöchentlich.

Trotz dieser Ausklammerung der sächsischen Landeshauptstadt hat die grundsätzlich von Infineon akzeptierte Tarifbindung für Belegschafts- und Gewerkschaftsvertreter eine branchenweite Signalwirkung. "Die Ergänzung zum Tarifvertrag beweist, dass in Deutschland keine amerikanischen Verhältnisse nötig sind, um Hightech-Firmen im Land zu halten," sagte Infineon-Betriebsrat Alfred Eibl. Ursprünglich habe der Vorstandsvorsitzende von Infineon, Ulrich Schumacher, mit Verweis auf die globale Konkurrenz für eine völlige Tariffreiheit plädiert. Auch die jetzige Regelung verleihe genug Flexibilität, um weltweit konkurrenzfähig zu sein.

Schon jetzt sei gerade der Standort Dresden in der gesamten Chipbranche der "Weltmarktkostenführer", kritisierte Siemens-Gesamtbetriebsratschef Alfons Graf die Ausklammerung des dortigen Infineon-Werks. Die sei unverständlich, da der Lohnkostenanteil bei Chips nur zwei Prozent betrage.

In Dresden habe auch der dort erwogene Werksausbau bei den Verhandlungen eine Rolle gespielt, bestätigte Graf im Gegensatz zur IG Metall. "Es läuft alles auf Dresden hin", schätzte Eibl mit Blick auf die Kapazitätserweiterung, die rund 1000 neue Stellen an der Elbe schaffen soll.

Für die 9000 Beschäftigten an den Infineon-Standorten München und Regensburg gelte die nun vereinbarte 40 Stunden-Woche für Ingenieure und andere Mangelberufe befristet bis 2006. Sie sei zudem freiwillig, was das Management mit Druck auf das Personal aber zu unterlaufen versuche. Auch wegen einem anderen Fall sei die Belegschaft "stinksauer", sagte Graf. Entgegen aller ursprünglichen Beteuerungen würden im ehemaligen Siemens-Bereich elektromechanische Komponenten an den Standorten Speyer und München vom neuen Eigentümer Tyco über 560 Stellen abgebaut. Für 200 weitere Stellen in Berlin sei sogar das Schlimmste zu befürchten.

Das bleibe bislang aber ein Ausnahmefall im Rahmen des laufenden Siemens-Umbaus, versucht der Gesamt-Betriebsratsvorsitzende gleichzeitig ein wenig zu beruhigen.

tmh

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