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Wirtschaft: Zahlen per Tastendruck

In Zukunft bleibt das Portemonnaie zu Hause, an der Kasse wird das Handy gezückt. Jeder zweite Bundesbürger würde gern mit seinem Mobiltelefon bezahlen.

In Zukunft bleibt das Portemonnaie zu Hause, an der Kasse wird das Handy gezückt. Jeder zweite Bundesbürger würde gern mit seinem Mobiltelefon bezahlen. Das ergab eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums. Zwar entwickelt sich das Bezahlen mit dem Handy in Deutschland nur langsam. Aber es gibt inzwischen einige Möglichkeiten dazu – vor allem Parkgebühren und Fahrkarten werden immer öfter mobil bezahlt.

Bereits seit 2005 läuft in vielen Berliner Bezirken das sogenannte Handy- Parken. Jeden Monat nutzen bis zu 20 000 Personen diese Möglichkeit. Nach der Anmeldung erhält der Nutzer eine Vignette, die an der Windschutzscheibe befestigt wird. Beim Abstellen des Fahrzeugs werden Ankunfts- und Abfahrtszeit per SMS übermittelt. Die Kontrolleure können mittels der Vignette überprüfen, ob die Gebühr tatsächlich bezahlt wurde. „Der Vorteil liegt darin, dass die Abrechnung auf drei Minuten genau ist“, sagt Martin Bayer vom Betreiberunternehmen M-Parking. Allerdings wird seit April eine zusätzliche Nutzungsgebühr von 15 Cent fällig. Das Handy- Parken läuft erst einmal bis Ende des Jahres. Ähnliche Systeme gibt es unter anderem in Flensburg, München oder Köln.

Auch Fahrkarten für den Nahverkehr können in verschiedenen Städten mit dem Handy geordert werden. Voraussetzung ist ein Java-fähiges Telefon mit Internetzugang. Vorreiter hierbei waren Frankfurt und Köln, seit dem Frühjahr gibt es in elf weiteren Regionen entsprechende Versuche. Auch die Deutsche Bahn verschickt seit vergangenem August Handy-Tickets per MMS. Etwa 1000 Reisende nutzen diese Möglichkeit jeden Tag.

Experten kritisieren diese Angebote jedoch als Insellösungen. „Beim Bezahlen mit dem Handy ist Deutschland noch ein Entwicklungsland“, sagt Key Pousttchi. Der Wissenschaftler leitet die Arbeitsgruppe Mobile Commerce an der Universität Augsburg. Das Hauptproblem bestehe darin, dass sich keine große Bank oder kein Mobilfunkanbieter bereitgefunden habe, ein einheitliches Bezahlsystem anzubieten. Vor zwei Jahren war die geplante europäische Gemeinschaftsplattform Simpay gescheitert. Als Ursache galt vor allem der Rückzug von T-Mobile.

In New York kann man dagegen seit Jahresanfang in Restaurants und Supermärkten mit dem Handy bezahlen. 300 Personen testen derzeit ein Gemeinschaftsprojekt von Nokia und dem Kreditkartenunternehmen Mastercard. Auch Konkurrent Visa hat eine Kooperation mit Nokia vereinbart.

Das New Yorker System funktioniert über Funk – Near Field Communication (NFC) nennt sich die Technik. In Japan hat der Mobilfunkanbieter NTT Docomo schon mehrere Millionen Handys mit NFC-Technologie verkauft. Damit werden in Japan CDs oder Konzertkarten bezahlt. Nokia hat auch in Deutschland entsprechende Feldversuche angekündigt. Doch ganz neu ist NFC hierzulande gar nicht. In Hanau kann man schon seit 2005 auf diese Weise Busfahrkarten kaufen. Oliver Voss

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