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Wirtschaft: Zeichen der Abkühlung

Thyssen vor Kurzarbeit – Merkel beschwichtigt.

Berlin - Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich im internationalen Vergleich äußerst robust. Zu dieser Einschätzung gelangt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrer jüngsten Analyse. In kaum einem Industrieland sank die Arbeitslosigkeit demnach in den vergangenen fünf Jahren so sehr wie in der Bundesrepublik. Für den Euro-Raum finden die Experten hingegen wenig aufmunternde Worte. Bis ins kommende Jahr hinein rechnen sie mit einem weiteren Anstieg. Im Mai sei mit einer Quote von 11,1 Prozent ein neues Allzeithoch erreicht worden. Das hängt nicht zuletzt mit der angespannten Situation der Krisenstaaten in Südeuropa zusammen. So ist den Angaben zufolge inzwischen jeder vierte Erwerbsfähige in Spanien ohne Job.

In Deutschland lag die Erwerbslosenquote nach Standard der UN-Arbeitsorganisation Ilo im Mai nur bei 5,6 Prozent. Dennoch könnte sich die Lage hierzulande bald verschärfen. Am Dienstag wurde bekannt, dass der Stahlkonzern Thyssen-Krupp an seinen deutschen Standorten Kurzarbeit prüft. Eine Entscheidung könnte nach Angaben aus Unternehmenskreisen noch im Lauf des Monats fallen. Wie andere Stahlhersteller spürt das Unternehmen seit Ende vergangenen Jahres die sich eintrübende Nachfrage. Die ungewisse Konjunkturentwicklung und die andauernde Krise im Euro-Raum lässt die Abnehmer bei neuen Orders zögern. Neben den Problemen in Südeuropa zeichnet sich eine konjunkturelle Abkühlung immer deutlicher auch in China ab. Das Wachstum der Importe in dem für deutsche Unternehmen wichtigen Absatzmarkt halbierte sich im Juni verglichen mit dem Vormonat nach amtlichen Angaben auf 6,3 Prozent. Noch gibt sich die Führung in Peking zuversichtlich, das angestrebte Jahreswachstum bei Im- und Exporten um je zehn Prozent zu erreichen. Doch Freitag stehen neue Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt an. Analysten erwarten ein Plus von 7,5 Prozent – es wäre das niedrigste Wachstum seit mehr als drei Jahren.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sieht trotz der Anzeichen keinen Grund zur Sorge. Das Wachstum werde 2012 zwar schwächer ausfallen, sagte sie während ihres aktuellen Staatsbesuchs in Indonesien. Mit der Krise 2008/09, als die deutsche Wirtschaft um fünf Prozent einbrach, sei die derzeitige Lage aber in keiner Weise vergleichbar. sf/rtr/dpa

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