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Wirtschaft: Zinsängste der Anleger drücken die Kurse weltweit

An der Wall Street schloss am Freitag die zweite Woche in Folge mit deutlichen Kursverlusten ab. Anleger befürchten, dass die US-Konjunktur zu stark wächst, so dass die amerikanische Notenbank zu einer weiteren Zinserhöhung gezwungen werden könnte.

An der Wall Street schloss am Freitag die zweite Woche in Folge mit deutlichen Kursverlusten ab. Anleger befürchten, dass die US-Konjunktur zu stark wächst, so dass die amerikanische Notenbank zu einer weiteren Zinserhöhung gezwungen werden könnte. Der 30 Standardwerte umfassende Dow Jones verlor im Wochenverlauf mehr als zwei Prozent. Der breiter gefasste S & P-500-Index fiel auch um rund zwei Prozent. Ebenso gab der technologielastige Nasdaq-Index um zwei Prozent nach.

Die jüngste Verunsicherung resultiert aus der Vorlage von zwei aktuellen Statistiken: So zeigt der Index der Chicagoer Einkaufsdirektoren, dass die Aktivitäten in der verarbeitenden Industrie im Juni unerwartet stark gestiegen sind, und die Verkäufe von Einfamilienhäusern trotz steigender Hypothekenzinsen schneller zugenommen haben als erwartet. Diese Entwicklung hätte die bereits durch die Rede des US-Notenbankpräsidenten Alan Greenspan am Mittwoch vor dem Kongress und durch den neuesten Arbeitskostenindex ausgelösten Zinsängste weiter verstärkt, hieß es am Markt. Allgemein wird damit gerechnet, dass die US-Notenbank Fed auf der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses am 24. August die Leitzinsen erhöhen wird. In Erwartung einer strafferen Geldpolitik geriet der Anleihenmarkt unter Druck. Die marktführenden 30-jährigen Bonds notierten am Freitag schwächer und erzielten eine Rendite von 6,11 Prozent.

Etliche Investoren vergleichen die derzeitige Lage mit den Turbulenzen, die die globale Finanzkrise im letzten Jahr ausgelöst hatte. Der Arbeitskostenindex gehört zu den wichtigsten Kennzahlen, die Greenspan und seine Mitarbeiter in der Notenbank zur Festlegung ihres monetären Kurses heranziehen. Höhere Lohnkosten treiben derzeit die Preise nach oben und lassen bei den Unternehmen die Gewinnmargen schrumpfen. Zwar konnten die höheren Kosten durch Produktivitätszuwächse bislang weitgehend ausgeglichen werden; doch Greenspan betonte in seiner letzten Rede, dass auch Produktivitätszuwächsen Grenzen gesetzt sind.

Die Hauptlast der umfangreichen Verkäufe bei den Standardwerten trugen Finanztitel, die zuvor noch deutlich zugelegt hatten. Analysten sehen zwar keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen steigenden Zinsen und rückläufigen Kursen von Finanztiteln, weil die Banken heute Möglichkeiten hätten, sich gegen Zinserhöhungen abzusichern. Doch Investoren denken offensichtlich anders. Abgegeben wurden unter anderem American Express, Merrill Lynch, JP Morgan und Chase Manhattan. Autoaktien kamen auf Grund eines eintäuschenden Halbjahresberichts von DaimlerChrysler unter die Räder. Die Titel des deutsch-amerikanischern Fahrzeug-Giganten schlossen auf dem tiefsten Stand seit dem Zusammenschluss im letzten Jahr. General Motors und Ford gaben ebenfalls nach. Die US-Hersteller sehen sich auf Grund des harten Wettbwerbs zu Zugeständnissen beim Kaufpreis gezwungen. Höhere Zinsen könnten außerdem die Autokonjunktur insgesamt abkühlen, weil die Finanzierungskonditionen verschlechtert würden.

pf

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