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Wirtschaft: Zinssenkung durch die EZB gilt als sicher

Euro steigt kurzzeitig über die Schwelle von 1,10 Dollar

Frankfurt (Main) (ro). Eine Senkung der europäischen Leitzinsen am heutigen Donnerstag ist nach Ansicht von Beobachtern ausgemachte Sache. Offen sei nur, ob sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) für einen kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten oder für einen großen Satz von 0,5 Prozentpunkten entscheide. Derzeit steht der Hauptrefinanzierungssatz bei 2,75 Prozent. Die schlechten Konjunkturaussichten und die Last durch den drohenden Irak Krieg lassen der EZB nach Auffassung vieler Beobachter kaum keine andere Wahl. Bereits vor vier Wochen hatte der Rat eine Zinssenkung intensiv diskutiert, sich dann aber doch mit Hinweis auf die großen konjunkturellen und politischen Unsicherheiten dagegen ausgesprochen.

Zuletzt hatte die EZB den wichtigsten Leitzins Anfang Dezember um 0,5 Punkte auf 2,75 Prozent zurückgenommen. Beim Treffen der G7-Finanzminister und Notenbank- Chefs vor zehn Tagen in Paris hatte EZB-Präsident Wim Duisenberg allerdings ziemlich klar durchblicken lassen, dass wegen der verschlechterten Konjunkturaussichten ein weiterer Zinsschritt nach unten bevorsteht: „Wir werden nicht zögern zu handeln.“

Inflation bleibt niedrig

Für Ulrich Beckmann von der Deutschen Bank ist dies allein schon ein klares Signal. „Wenn die EZB die Lippen spitzt, wird sie auch etwas tun.“ Einer Zinssenkung sei damit der Weg bereitet. Ähnlich wie Beckmann sehen es auch Ulrich Kater von der Dekabank und Uwe Angenendt von der ING- BHF Bank. Vor dem Hintergrund der schlechten Wirtschaftsaussichten bleibt der EZB nach Ansicht der meisten Volkswirte kaum ein anderer Weg, als die Geldpolitik zu lockern. Spielraum hat sie auch, weil die Inflation trotz des starken Ölpreisanstiegs für den Euro-Raum niedrig bleibt. Und weil niedrigere Zinsen den Höhenflug des Euro zumindest zeitweilig bremsen könnten. Gestern kletterte der Euro erstmals seit vier Jahren zeitweilig über die Marke von 1,10 Dollar. „Das erschwert natürlich die Exporte“, sagt Beckmann.

Viele Beobachter befürworten allerdings einen kleinen Zinsschritt von 0,25 Punkten. Damit würde sich die EZB auf die derzeitigen Unsicherheiten einstellen, die von den unterschiedlichen Konjunkturprognosen vor allem aber vom Fortgang der Irak-Krise geprägt werden. Ihr bliebe aber auch nach der – friedlichen oder militärischen – Lösung des Konflikts noch Spielraum. ING-BHF- Volkswirt Angenendt allerdings plädiert schon jetzt für ein klares Signal aus dem Frankfurter Eurotower und damit für einen großen Zinsschritt von 0,5 Punkten.

Den Anstieg des Euro wird eine Leitzins- Senkung nach Ansicht der Experten nur vorübergehend bremsen. Der Trend zeige weiter nach oben, der faire Wert liege zwischen 1,10 und 1,15 Dollar, sagt Beckmann von der Deutschen Bank. Er führt den Kursanstieg des Euro nicht nur auf einen drohenden Irak-Krieg zurück. Viele Anleger meiden derzeit den Dollar, weil der Krieg auch die US-Konjunktur dämpfen könnte.

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