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Wirtschaft: Zinssenkung soll die Stimmung heben

Börsen hoffen auf Signal der Europäischen Zentralbank – US-Konjunktur erholt sich langsamer als erwartet

Berlin (hop/dr). Nach mehr als einem Jahr wird die Europäische Zentralbank (EZB) diese Woche die Zinsen für den Euroraum erstmals wieder senken. Davon gehen die EUFinanzminister aus. Konjunkturdaten aus den USA sorgten am Montag allerdings für einen Dämpfer an den Börsen, weil die Erholung dort nicht so schnell voran kommt wie erwartet. Bis zum Abend musste der Deutsche Aktienindex Dax seine Gewinne weitgehend abgeben, notierte aber immer noch mit 1,8 Prozent im Plus bei 3380,20 Punkten. Zwischenzeitlich hatte der Zuwachs bei mehr als vier Prozent gelegen.

Die Euro-Finanzminister rechnen in dieser Woche mit einer Senkung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank. In Anbetracht der schlechten Konjunktur in der Euro-Zone deuteten „alle Anzeichen“ auf eine Absenkung des Leitzinses auf der EZB-Sitzung am Donnerstag hin, sagte der niederländische Finanzminister Hans Hoogervorst am Montagabend vor einer Sitzung der Eurogruppe in Brüssel. Seit November vergangenen Jahres liegt der Leitzins unverändert bei 3,25 Prozent.

Die Börsen ignorierten am Montag zunächst schlechte Nachrichten aus Deutschland und setzten auf eine positive Entwicklung in den USA. So verdichten sich die Anzeichen dafür, dass die Arbeitslosigkeit hier zu Lande im November weiter gestiegen ist. Auch der Handelsblatt-Frühindikator für Dezember gibt wenig Grund für Optimismus, denn der Wert fiel den sechsten Monat in Folge. Danach wird sich die Konjunktur in Deutschland noch weiter abschwächen. Betroffen sind alle Branchen.

Die Hoffnung auf eine erstarkende amerikanische Wirtschaft platzte jedoch mit der Veröffentlichung des US-Einkaufsmanagerindex’ für November am Nachmittag. Der stieg zwar leicht von 48,5 im Oktober auf 49,2 Punkte. Allgemein war aber mit einer stärkeren Erholung auf 51 Punkte gerechnet worden. Erst ein Stand von mindestens 50 Punkten deutet auf Wachstum hin. Jetzt befürchten Volkswirte eine weitere Abschwächung der US-Konjunktur.

Da halfen den deutschen Börsen auch die positiven deutschen Außenhandelszahlen für September nicht, die das Statistische Bundesamt am Montag veröffentlichte. Danach wuchs der Wert der Exporte im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10,9 Prozent auf 55 Milliarden Euro. Die Importe stiegen – wegen der schwachen Binnennachfrage – aber nur um 2,2 Prozent auf 44,1 Milliarden Euro.

Beobachter sind gespalten, wie sie die aktuelle Marktlage bewerten sollen. Klaus Metzke, Bereichsleiter Vermögensverwaltung des Berliner Niederlassung von HSBC Trinkaus & Burkhardt, erwartet eine Rallye an den Börsen bis zum Jahresende. Gestützt werde diese Entwicklung durch die guten Zahlen der US-Unternehmen im dritten Quartal. Deutlich mehr als 90 Prozent der Firmen hätten die Erwartungen erfüllt. Zudem gebe es charttechnische Unterstützung. Eine Zinssenkung durch die EZB von sei da eher ein „Zubrot“. Ohne diese dürfte es aber einen Dämpfer für die Aktienkurse geben.

Weniger zuversichtlich äußert sich Hans Jacob, verantwortlich für das Asset Management beim Berliner Privatbankhaus Löbbecke. Eine Zinssenkung um bis zu 0,5 Prozentpunkte sei bereits in den Kursen eingepreist. Erfolgt der Schritt, gebe es danach für längere Zeit keine Zinsfantasie mehr. In Deutschland seien vor allem Strukturreformen notwendig, eine Zinssenkung sei kein Patentrezept. Jacobs fürchtet nach jetzt acht freundlichen Börsenwochen noch im Dezember eine deutliche Kurskorrektur.

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