zum Hauptinhalt
Die seit 2011 vorgeschriebene Zinszusatzreserve haben Lebensversicherer auf jetzt gut 32 Milliarden Euro aufgestockt.

© dpa

Zinszusatzreserve kein Allheilmittel: BaFin: Mehr Kapital und höhere Preise

Die Finanzaufsicht BaFin fordert von Banken mehr Eigenkapital und Kostensenkungen. Künftig sollen auch kleinere Banken und FinTechs unter die Lupe kommen.

Banken, Versicherungen und Bausparkassen müssen deutlicher als bislang auf die anhaltend niedrigen Zinsen reagieren, sonst drohen ihnen massive Probleme. „Nichts zu tun und nur zu warten, bis sich das Schreckgespenst Niedrigzins verzogen hat, wäre für einige Institute zumindest Selbstmord auf Raten“, warnt Felix Hufeld, Präsident der Finanzaufsicht BaFin am Dienstagabend in Frankfurt.

Niemand könne derzeit seriös sagen, wie lange die Niedrigzinsphase noch andauere. Deshalb sei Nicht-Handeln keine Option. „Die Banken haben Möglichkeiten gegenzusteuern“. Die Lebensversicherer sind bei ihren Gegenmaßnahmen Hufeld zufolge 2015 ein Stück vorangekommen. Die seit 2011 vorgeschriebene Zinszusatzreserve hätten sie im vergangenen Jahr um zehn Milliarden auf jetzt gut 32 Milliarden Euro aufgestockt.

Kleine- und mittelgroße Banken genauer beobachten

Hufeld zufolge verfügen Banken und Sparkassen noch über ein ausreichendes Polster, um die Folgen der niedrigen Zinsen heil zu überstehen. Trotzdem sei es geboten, die Kosten weiter zu senken, das Geschäftsmodell zu überprüfen, das Nicht-Zinsgeschäft auszubauen, unter Umständen höhere Preise zu verlangen und das Eigenkapital weiter zu stärken.

Hufeld kündigte an, sich alle 1.500 kleineren und mittelgroßen Banken, die die BaFin direkt beaufsichtigt - die Großbanken werden von der Europäischen Zentralbank (EZB) überwacht - im Rahmen des Überprüfungs- und Bewertungsprozesses (Supervisory Review and Evaluation Process - SREP) noch genauer als in der Vergangenheit anzuschauen. Gegebenenfalls würden einzelne Institute „in Manndeckung“ genommen.

Reserven kein Allheilmittel

Die BaFin wird für Banken, Volksbanken und Sparkassen Hufeld zufolge künftig die Höhe der Ausstattung mit Eigenkapital zu Abdeckung aller Risiken „explizit festlegen“. Das gilt auch für das Zinsänderungsrisiko in den Büchern einer Bank, laut Hufeld der dickste Brocken unter den Risiken. Offenbar aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit wird die BaFin auch strikt darauf achten, dass Institute stille Reserven zur Abdeckung von Risiken nicht mehrfach, sondern nur einmal angeben.

Auch die Lebensversicherer sind nach Ansicht von Hufeld gefordert, sich noch besser auf die niedrigen Zinsen einzustellen. Er lobt zwar die aufgebaute Zinszusatzreserve von mittlerweile 32 Milliarden Euro. Ein Allheilmittel sei sie aber nicht.

Auch Versicherer müssten über Preiserhöhungen oder über Produkte ohne Garantien nachdenken oder auch über Rückversicherungen. Hufeld hält auch die Auslagerung von Alt-Versicherungen für eine Option, allerdings müssten die Belange der Versicherten gewahrt bleiben. Darauf werde die BaFin sehr genau achten.

FinTechs kommen unter die Lupe

Auch die Bausparkassen fordert Hufeld auf, wegen der Niedrigzinsen ihre Kapitalbasis zu stärken, die Kosten zu senken und über „flächendeckend marktgerechte“ Preise nachzudenken. Der Weg zu dauerhaft auskömmlichen Erträgen sei zwar steinig und beschwerlich, aber unvermeidlich. Pausen auf diesem Weg sollten nicht allzu sehr ausgedehnt werden.

Schließlich will die BaFin in Zukunft auch sehr genau auf die FinTechs, die neuen Konkurrenten der Banken bei der Vermittlung von Geldanlage und Krediten über das Internet schauen. Es geht nach Ansicht von Hufeld nicht darum, FinTechs Steine in den Weg zu legen, sondern für stabile Verhältnisse und den Schutz der Verbraucher zu sorgen. Verbraucher müssten FinTechs Vertrauen könnten. Dies sei dann auch ein Qualitätssiegel.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false