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Blaues Licht. In diesem Fall dürfte eine Diagnose im Google-Rechenzentrum wohl keine Aussicht auf Erfolg haben. Wer die Zahlen zu früh schickte, ist nicht bekannt. Foto: dpa

© dpa

Wirtschaft: „Zitat von Larry steht noch aus“

Im Netz muss sich Google viel Spott anhören. Dabei geht unter, dass die Zahlen nicht so schlecht sind.

Berlin - Es gibt Tage, an denen alles schiefgeht. Murphy’s Law dürfte Google-Chef Larry Page wohl schon ein Begriff gewesen sein. Spätestens seit Donnerstag weiß er auch, dass es tatsächlich existiert. Nicht genug, dass irgendjemand beim Suchmaschinenbetreiber die ungewöhnliche Idee hatte, die Quartalszahlen am Donnerstag ein paar Stunden zu früh an die US-Börsenaufsicht SEC zu melden. In der Regel gehen solche Berichte nach Börsenschluss ein, um den Anlegern eine Nacht zu lassen, in der sie darüber schlafen können.

Unglücklicherweise aus Googles Sicht fiel die Dreimonatsbilanz auch noch deutlich schwächer aus als von vielen Analysten erwartet, so dass Anleger nicht nur von der verfrühten Bekanntgabe, sondern auch von der Qualität der Zahlen überrascht wurden – der Kurs der Aktie sackte zeitweise um zehn Prozent ab.

Damit war Pages Horrortag aber noch nicht zu Ende. Ein Witzbold richtete beim Kurznachrichtendienst Twitter ein Konto „@PendingLarry“ in Anlehnung an die Google-Meldung ein, die die SEC zu früh erreicht hatte. In diesem Entwurf war statt einer Stellungnahme des Konzernchefs noch zu lesen „Zitat von Larry steht noch aus“. Süffisant kommentierte PendingLarry die derzeitigen Baustellen bei Google – etwa das Soziale Netzwerk Plus, das verglichen mit Facebook als recht entvölkert gilt: „Fairerweise muss ich sagen, dass wir unseren Bericht schon gestern Nachmittag bei Google Plus veröffentlicht haben.“

Wenn Page nun gedacht haben sollte, dass sich die Welt an diesem Donnerstag schon ausreichend über sein Unternehmen lustig gemacht hätte, wurde er am Abend eines Besseren belehrt. Auf der Google-Videoseite Youtube war für einige Minuten statt Filmchen nur ein Standbild zu sehen. Hier hatten sich offenbar Hacker einen Scherz erlaubt. „500 Internal Server Error. Etwas ist falsch gelaufen. Ein Team von bestens ausgebildeten Affen wurde ausgesandt, um die Situation unter Kontrolle zu bringen.“

Ein wenig Trost findet Page vielleicht, wenn er auf die Konkurrenz in der Technologiebranche schaut. Von Ausreißern wie dem Online-Auktionshaus Ebay abgesehen, konnten die großen Tech-Konzerne in dieser Woche die Erwartungen der Analysten nicht erfüllen. Intel verbuchte einen Umsatz- und Gewinnrückgang. Der Chiphersteller leidet unter dem schwächelnden PC-Markt. Nach einem Umsatzeinbruch und tiefroten Zahlen kündigte Intel-Wettbewerber AMD an, 15 Prozent der Arbeitsplätze abzubauen. Beim IT- Dienstleister IBM hatten sich in den vergangenen drei Monaten einige Großaufträge verzögert. Der Erlös sank um fünf Prozent. Schließlich büßte auch der Softwarekonzern Microsoft acht Prozent beim Umsatz ein. Der Gewinn fiel gar um knapp ein Viertel. Vor dem Start des Betriebssystems Windows 8 und des Tablets Surface hielten sich die Kunden zurück.

Auch wenn die Kursverluste der Technologie-Aktien in den vergangenen Tagen teils kräftig ausfielen, mahnen die Besonnenen unter den Analysten zu Ruhe. Es sei nicht überraschend, „dass solche global tätigen Unternehmen vom Konjunkturabschwung in Europa und in den Schwellenländern getroffen werden“, sagte Scott Schermerhorn von Granite Investment Advisors.

Ralf Kaumanns, Google-Experte und Geschäftsführer des Marktforschungsdienstes Strategyfacts.com, sieht es ähnlich. Angesichts der wirtschaftlichen Lage sei das Kerngeschäft bei Google „absolut gesund“. Selbst der Rückgang der Einnahmen je Klick (Cost-per-Click) zum Vorquartal sei „völlig im Rahmen“. Im Sommer sei es nicht ungewöhnlich, wenn Werbepreise angesichts schwächerer Nachfrage nachgäben. Am Freitag rutschten die Google-Papiere um zwei Prozent ab.

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